Siemens-Drehkondensator, Dokumentation

Ideen und Vorschläge zur Beschaffung, zum Nachbau, zum Ersatz oder zur Wiederaufbereitung alter Kästen oder Bauteile

Siemens-Drehkondensator, Dokumentation

Ungelesener Beitragvon Georg » 29. Okt 2014, 14:56

Hallo,
zu meinem Siemens Rundfunk-Baukasten gehört ein Drehko,
der einige (nicht sehr gut) nachgebastelte Teile enthält.
Das wurde mir erst vollständig klar, als Udo wegen Maßen
etc. für einen Nachbau anfragte.
Inzwischen habe ich von Jürgen dankenswerterweise einen
"Referenz-Drehko" leihweise erhalten, dessen Aufbau ich hier
dokumentieren will.
Im Handbuch ist eine recht detaillierte Zeichnung enthalten,
die aber nicht alles maßstäblich zeigt.
Nachfertigun nach dieser Zeichnung ist kaum möglich.

Bild

Das Ding ist wirklich ein ziemliches Getüttel aus Deckscheiben,
Dielektrikum, 3 Rotor- und 3 Statorscheiben sowie sage und
schreibe 20 Unterlagscheiben plus 3 Zwischenlegescheiben.
Und da das Pertinax sehr glatt ist, verrutscht der Aufbau sehr
leicht, wenn man die Schrauben an den Ecken entfernt hat.
Aus diesem Grund fertigte ich mir aus einem Rest Spanplatte
und 4 Nägeln erst mal eine Lehre. Genau genommen 2 davon,
da die erste nur bedingt pfunktionierte. Die diente dann aber
doch noch als sichere Ablage der abgehobenen "Schichten".

Bild

Zuerst wurde der Drehknopf, die vier Eckschrauben, die
"Einfachlaschen" und die Zentralmutter mit dem Druckring
entfernt. Während dieser Operation muß man den Drehko
sorgfältig in der Waagrechten halten und die Deckplatten
leicht zusammenpressen. Dabei ist eine solche Schlauchklemme
hilfreich. Danach kann der Drehko auf die 4 Nägel der Lehre
aufgeschoben werden:

Bild

Nun kann man "Schicht" für Schicht archäologisch abheben und auf
der linken Lehre ablegen:

Bild
Die Skalenscheibe (0,5 mm Karton) wurde entfernt. Der "Zipfel" mittig rechts
ist das Ende des Blechstreifens auf der Rückseite, der den Rotor als
Schleiferfeder kontaktiert.

Bild
Die vordere Deckscheibe aus Pertinax (1,5 mm, zentrale Bohrung 20 mm)
wurde abgehoben, darunter taucht eine Ebene aus einem Rotorblech (0,2 mm Alu)
und vier Unterlagscheiben auf einem Blatt Dielektrikum (0,2 mm Pertinax) auf.
Dies alles kann nun zusammen umgesetzt werden:

Bild
Auf einer weiteren Dielekrikumsscheibe liegt nun ein Statorblech
(0,2 mm Alu) und um die Zentralwelle eine 12 x 6 x 0,5 mm
Zwischenlagscheibe. Nach Abheben dieser Ebene sieht man

Bild
wieder ein Rotorblech und 4 Unterlegscheiben an den Ecken, wie
in Bild Drehko Demontage 3. Die Zwischenlegscheibe habe ich noch mal
der Deutlichkeit halber dazu gelegt.
Diese Abfolge wiederholt sich nun noch zwei mal, bis endlich
drei Rotor- und drei Statorplatten komplett sind.
Am Ende folgt dann eine Deckplatte aus Pertinax (1,5 mm)
die sich von der vorderen Deckplatte durch eine kleinere Bohrung
von 6,2 mm zur Aufnahme der Rotorwelle unterscheidet.

Bild Bild
Die Feder zur Kontaktierung der Rotorwelle hat einen leichten
Knick, damit sie mit ihrer Bohrung 6,2 mm an der Unterlegscheibe
als Schleifring arbeiten kann.
Hier die Welle, Mutter und Druckring aus der Nähe:

Bild
Der Kragen an der Welle hat 9 mm Durchmesser und ist 0,5 mm breit.
Die Schulter außen hat Durchmesser 6 mm und ist 2 mm breit.
Das Gewinde M3,5 ist 8 mm lang. Auf der anderen Seite der Welle
gibt es einen Teil ohne Gewinde von 3,5 mm Länge und 6 mm Durchmesser,
der Gewindeteil M6 ist 15 mm lang.
Die "Dicke" des D's beträgt 4,5 mm.
Die Mutter M 6 hat Schlüsselweite 11 und ist nur 3 mm dick.

Hier ein Scan der Plattenteile:

Bild
Wenn ich diesen Scan im Hochformat ausdruke, kommen die
Maße exakt rüber.

Alle Metallteile außer den Rotor-/Statorblechen (Al) bestehen aus Ms vernickelt,
nur der Druckring ist aus Fe gefertigt. Daß der Druckring aus Eisen gefertigt
wurde, hat meiner Meinung nach keine "tiefe" Bedeutung.
Maße des Druckrings: Außendurchmesser ist 10 mm, Dicke 5 mm.
Alle Unterlegscheiben sind die in den Siemens-Kästen verwendeten
Unterlagscheiben M 3,5 Außendurchmesser 9 mm und 0,5 mm dick.
Jürgen hat seine beiden Drehkos mit "ca. 35 pF bis 550 pF "gemessen.
Das sind typische Werte für dem LW- und MW-Bereich
Gruß
Georg
PS
Sollte ich irgend etwas übersehen haben, bitte melden!
Georg
 
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Re: Siemens-Drehkondensator, Dokumentation

Ungelesener Beitragvon buedes » 29. Okt 2014, 20:43

Hallo Georg,

es ist für mich schwer verständlich, was an einem solchen doch verhältnismäßig einfachen Teil bei normalem Gebrauch und auch bei natürlicher Alterung kaputtgehen kann.

Allerdings verleitet die Explosionszeichnung in der Anleitung den möglicherweise neugierigen jugendlichen Benutzer geradezu dazu, das Ding einmal kurz auseinander zu nehmen. Und ich könnte mir vorstellen, dass da in Anbetracht der vielen Beilagen usw. beim nachfolgenden Wiederzusammenbau leicht einiges schief gehen kann, was auch zu Beschädigungen an den sehr dünnen Metallfolien führen kann.

Man kann ja nicht davon ausgehen, dass der ungeduldige jugendliche Nutzer mit der gleichen Sorgfalt und Vorplanung wie du sie hier zeigst die Demontage und Remontage vornimmt. :thumb:

Gruß, Horst
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Re: Siemens-Drehkondensator, Dokumentation

Ungelesener Beitragvon udo » 29. Okt 2014, 20:56

Hallo Horst
Es kann sehr leicht die Ausbuchtung an der Grundplatte des Kondensators abbrechen , da wo die 2 Anschlüsse sind.

Selbst die scheint hier zu fehlen oder wurde irgendwann weggelassen. ?? Ist aber nur im Anleitungsbuch zu sehen (die Ausbuchtung an der Grundplatte).

Mehr aber wohl nicht.

Udo
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Re: Siemens-Drehkondensator, Dokumentation

Ungelesener Beitragvon Georg » 29. Okt 2014, 22:23

Hallo Horst, Udo,
man kennt von derlei (DKE, VE-Rück) Drehkos das Phänomen
daß die Rotorbleche nach jahrelangem Stehen festkleben.
Ein wenig zuviel Kraft dann, und die Alubleche schlagen Falten.
Udo, welche "Ausbuchtung"? Meinst du daß es unter den "Ohren"
der Statorbleche ein "Ohr" der Grundplatte gab?
Also hier bei diesem Original-Drehko ist nichts abgebrochen.
Ich würde die Zeichnung im Handbuch nicht überbewerten.
Gruß
Georg
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Re: Siemens-Drehkondensator, Dokumentation

Ungelesener Beitragvon udo » 5. Nov 2014, 19:37

" Jürgen hat seine beiden Drehkos mit "ca. 35 pF bis 550 pF "gemessen.
Das sind typische Werte für dem LW- und MW-Bereich
Gruß
Georg "

Ja, die Werte passen zu meinem Selbstbaukondensator. Fast fertig.
Danke.
Wenn fertig, dann Foto.

Grüsse Udo
udo
 
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