Lautsprecher: 32 Ohm / 8 Ohm

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Lautsprecher: 32 Ohm / 8 Ohm

Ungelesener Beitragvon duckrider » 24. Feb 2013, 13:21

Viele von Euch werden sicher die Franzis "Retro"-Bastelradios kennen.
Begonnen hatte alles mit einem Mittel- Langwellenbausatz,
hier übrigens eines mit "magischen Auge":
http://www.elektronik-labor.de/Lernpakete/MWretro.html

Nee, reingelegt, aber eine nette Idee, oder?

Die Geräteserie wurde dann um KW und UKW Empfängerchen erweitert. Hin und wieder sind sie deutlich billiger bei den bekannten Versendern zu finden.

Das Niveau entspricht etwa meinem Lötgeschick, das will was heißen, das sollte jeder können.

Nun aber ein Frage vom absoluten Dummie:
Bei den MW Bausätzen ist ein Lautsprecher mit 32Ohm, bei meinem KW- und UKW Gerät sind Lautsprecher von 8 Ohm beigelegt. Was ist der Unterschied, warum die unterschiedlichen Widerstandzahlen?
Liegt es an der Schaltung des MW Gerätes? Kann ich 32 gegen 8 und umgekehrt wechseln?

Fallen mir noch weitere dumme Fragen ein?
Thomas
...dankt Euch für Aufklärung.
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Re: Lautsprecher: 2 Ohm / 8Ohm

Ungelesener Beitragvon Kosmonaut » 24. Feb 2013, 14:09

Ich habe sowohl das MW- als das KW-Radio aufgebaut. Das KW-Radio (9V Batterie) enthält einen IC als Verstärker, welcher einen "normalen" Lautsprecher mit 8 Ohm akzeptiert. Das MW-Radio hat nur eine einzige 1,5V Batterie und verwendet einen einfachen Transistor als Ausgangsverstärker. Der Ausgangswiderstand dieser Transistorstufe ist nicht gut an eine niedrige Impedanz angepaßt, daher wird ein Lautsprecher mit höherem Widerstand eingesetzt.

Gleiches fand sich früher bei den Philipskästen, dort lag ein Lautsprecher mit 150 Ohm bei. Das Kosmos X-Labor war mit einem Übertrager ausgestattet, der die Impedanz hochtransformierte, so daß ein 8 Ohm Lautsprecher problemlos an eine Eintakt-Transistorstufe angeschlossen werden konnte.

Du kannst die Lautsprecher probehalber vertauschen (so lernt man etwas), es sollte dabei nichts kaputtgehen. Jedoch könnte die Wiedergabe leiden (leiser, verzerrt).
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Re: Lautsprecher: 32 Ohm / 8Ohm

Ungelesener Beitragvon Georg » 24. Feb 2013, 14:23

Hallo Thomas,
der Hintergrund ist einer der wichtigsten Elemente der Elektrotechnik : Anpassung .
Zunächst ein einfaches Beispiel:
Man speist aus einer Stromquelle mit einem Innenwiderstand Ri einen Verbraucher, der
möge durch einen Widerstand Rv symbolisiert werden.
Frage: Wie groß muß der Widerstand Rv sein, um möglichst viel Leistung
zu bekommen? Die Rechnung ergibt eine Kurve mit einem Maximum bei Rv = Ri .

Wichtig: das gilt immer und überall, auch wenn die Widerstände komplex sind, aber
"dat krije mer später": Antenne zu Eingangskreis, Detektor zu NF-Eingang usw usw.
Im Fall des Radios hier haben wir eine NF-Endstufe in Kollektorschaltung als Quelle
und einen Lautsprecher als Verbraucher. Auch hier hätten wir gerne Rv = Ri, aber wie?
Dynamische Lautsprecher haben typisch Impedanzen (=Widerstände) von 4 bis 8 Ohm,
der Lautsprecher hier mit 32 Ohm ist schon etwas ungewöhnlich.
(Philips baute in den 50ern dyn. Lautsprecher von 300 Ohm, aber das bewährte sich nicht,
die ultradünnen Drähtchen der Schwingspulen brannten/scheuerten leicht durch)
Der Quellwiderstand einer Endstufe in Kollektorschaltung kann je nach Transistor im Bereich
einige hundert Ohm bis einige Kiloohm liegen. Wir bekommen also eine Fehlanpassung,
normalerweise würde nun ein Transformator eingebaut, der das kuriert.
Zum Zeitpunkt, als die Schaltung entworfen wurde, gab es solche Trafos nicht mehr
(oder war zu teuer) , also suchte man sich den 32 Ohm Lautsprecher aus, um die Fehlanpassung
in Grenzen zu halten.
Als die späteren Schaltungen (UKW) kamen, gab es auch diesen Lautsprecher nicht mehr,
wie es scheint.
Gruß
Georg
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Re: Lautsprecher: 2 Ohm / 8Ohm

Ungelesener Beitragvon FrankR » 24. Feb 2013, 16:33

Hallo Georg,

Deine Erklärung finde ich sehr verständlich! Aber zu der gegebenen Voraussetzung bzw. dem Ziel der Anpassung "Ri = Rv" habe ich noch eine Frage (Für mich ist "leider" das Mathematische oft verständlicher als deren Anwendung).

Georg hat geschrieben:
Frage: Wie groß muß der Widerstand Rv sein, um möglichst viel Leistung
zu bekommen? Die Rechnung ergibt eine Kurve mit einem Maximum bei Rv = Ri .


Könntest Du die Rechnung hier kurz vorstellen, oder - wenn dies zu lang oder umständlich wird - eine Verweis auf eine Herleitung geben?

Das wäre schön - Danke!
Frank
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Re: Lautsprecher: 32 Ohm / 8Ohm

Ungelesener Beitragvon duckrider » 24. Feb 2013, 18:22

Vielen, vielen Dank für Eure Erklärungen!
Das mit dem Ausprobieren werde ich bei Gelegenheit durchführen, dem Mathematischen gebe ich aber nur wenig Hoffnung :roll:
Ich will mich aber bemühen, schliesslich will hier ja was lernen!

gute Woche Euch allen
Thomas
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Re: Lautsprecher: 32 Ohm / 8 Ohm

Ungelesener Beitragvon Georg » 24. Feb 2013, 20:03

Hallo Frank,
kein Problem! Zunächst etwas für mich selbst überraschendes: Hier:
http://www.ellmitron.de/shop/bauteile/e ... -watt.html
findet man einen kleinen Lautsprecher mit 100 Ohm! Der müßte noch besser sein als das Original mit 32 Ohm.

Die Ableitung:

N (Leistung) = I² * Rv (1)

Das folgt aus N = U * I und U = I * Rv
Der Strom im Stromkreis ist nun aber:

I = U / (Ri + Rv) (2)

(Der Gesamtwiderstand ist Summe Ri + Rv)
(2) wird in (1) eingesetzt:

N = U² * Rv / (Ri + Rv )² = U² * Rv / (Ri² + 2RiRv + Rv²)

Ableiten, Extremwert etc, das kannst du bestimmt besser als ich.

Gruß
Georg
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Re: Lautsprecher: 32 Ohm / 8 Ohm

Ungelesener Beitragvon FrankR » 24. Feb 2013, 20:36

Hallo Georg,

genau das war's, was ich meinte.

Danke!

Frank
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