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Gégé Mineralogie et Prospection

Ungelesener BeitragVerfasst: 29. Dez 2018, 16:28
von lunar_surfer
Hallo zusammen,
seit kurzen besitze ich einen französischen Mineralogie-Kasten der Firma Gégé aus dem Jahr 1970. Auf den ersten Blick war ich beeindruckt vom Inhalt: Die Mineralproben sind großzügig bemessen und der Kasten enthält sogar einen richtigen Geologenhammer, der denjenigen, der künftig Mineralien sammelt, ein Leben lang begleiten kann. Zwölf verschiedene Mineralien sind enthalten, die jeweils bestimmte Eigenschaften repräsentieren, die für eine Mineralklasse charakteristisch sind, darunter auch eine Tüte mit Muschelfossilien. Die Mineralproben sollen ausdrücklich nicht nur zum Experimentieren verbraucht werden, sondern auch der Grundstock einer eigenen Sammlung sein.

Die frühere Version war ein Holzkasten mit Tragegriff und zwei Flügeltüren. Der Inhalt war wohl identisch zu diesem neueren Kasten, denn das Anleitungsbuch ist unverändert "Géologie et Prospection" des alten Kastens, auch wenn der neuere nur "Géologie" heißt.
Die neuere Version ist Bestandteil der Serie "sciences futures", die aus acht Kästen bestand, davon mehrere in Lizenz des Kosmos-Verlages. Dieser Mineralogie-Kasten ist eine Eigenschöpfung von Gégé, denn das "Kosmos Mineralogie Praktikum", zu dem sich ein Vergleich anbietet, erschien erst 1976.

Auf den Seitenwänden des Kastens sind die Stichworte VULCANOLOGIE, PETROCHIMIE, CRISTALLOGRAPHIE aufgedruckt. Das ist ein hoher Anspruch.
Etwas mehr Informationen enthält die Beschreibung auf der Unterseite des Kastens:

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Das entspricht schon einigermaßen dem was man damit anfangen kann. Das Anleitungsheft beschreibt nicht nur die Versuche, sondern vermittelt auch in Grundzügen den Aufbau der Erde und einige Aspekte der Mineralogie.
Kristallographische Informationen sucht man darin jedoch vergeblich. Es wird nur oberflächlich auf Kristallbildungen bei einigen Mineralien hingewiesen und einige Versuche beschrieben, mit denen man die Eigenschaften der gefundenen Steine ermitteln kann, um sie in eine Mineralgruppe einzuordnen und zu identifizieren. Das wären z.B. Schmelzbarkeit, Härte, Reaktion mit Säure, und die Farbe des Pulvers. Damit ist die Strichfarbe gemeint. Eine Strichtafel aus weißem unglasierten Porzellan ist leider nicht enthalten. Man muss selbst etwas Entsprechendes finden.
Zum Pulverisieren böte sich ein kleiner Mörser an, aber der fehlt leider auch.
Es ist mir ein Rätsel, warum man sich bei der Ausstattung nicht lumpen ließ und einen teuren Geologenhammer mitlieferte, aber auf solche Kleinigkeiten verzichtete.

Auch auf die Flammenfärbung wird eingegangen, was ich gewagt finde, denn bei Mineralien die man draußen findet, wird man damit allenfalls die starke gelbe Natrium-Färbung sehen können, die alle anderen Färbungen überstrahlt. Ergänzend wäre hier die Färbung der Boraxperle noch wünschenswert, um bestimmte Metalle nachzuweisen aber darauf wird leider gar nicht eingegangen. Auch die Lötrohrprobe fehlt und wird nicht beschrieben, die mit wenig zusätzlichem Aufwand zu realisieren gewesen wäre.

Auf die "Prospection", also das Auffinden von Erzen und den Nachweis von Metallen, wird nur ganz kurz eingegangen, aber kaum etwas praktisch vermittelt.

Da ist also eine ganze Reihe Lücken, die mit geringem Aufwand zu schließen gewesen wären. Das ist sehr schade, weil man das Potenzial dessen was mit den vorhandenen Stücken möglich gewesen wäre, nicht annähernd ausschöpft. Auf chemische Erläuterungen wird fast ganz verzichtet.
Der Fokus liegt auf dem Sammeln und groben Einordnen in die Mineralgruppen, ohne dass das Verständnis der Hintergründe dafür notwendig ist. Damit spricht man zwar einen größeren Kreis der potenziellen Sammler an, aber verschenkt auch viele Möglichkeiten.

Hier noch ein paar Bilder:

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Re: Gégé Mineralogie et Prospection

Ungelesener BeitragVerfasst: 2. Jan 2019, 15:11
von morric1
Danke für die ausführliche Vorstellung dieses - zumindest mir - bisher völlig unbekannten Kastens :clap:

Ein Hinweis aber zum beiliegenden Hämmerchen: Es ist ein Zimmermannshammer, der zum Einschlagen und Ziehen von Nägeln gedacht ist, aber nicht für kräftige Schläge auf Gestein. Mehr zu einem richtige Geologenhammer gibt es hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Geologenhammer

lg
m