PHILIPS CL1601 Computer Lehrbaukasten und Ergänzungskästen

PHILIPS CL1601 Computer Lehrbaukasten und Ergänzungskästen

Ungelesener Beitragvon FrankR » 24. Sep 2012, 23:17

Übersicht

Im Jahr 1972 brachte PHILIPS den Computer Lehrbaukasten CL1601 auf den Markt. Dieser basierte im Unterschied zum 1968 von KOSMOS auf den Markt gebrachten Spielcomputer LOGICUS (siehe dort), der rein elektro-mechanisch konzipiert war, auf elektronischen Bauteilen.

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Im Wesentlichen besteht der Baukasten aus zwei verschiedenen Typen von Bausteinen. Einem Eingabebaustein mit sechs von einander unbhängigen digitalen Eingabeschaltern, über die ein Eingang entweder auf logisch 1 (an) oder logisch 0 (aus) geschaltet werden kann. Gleichzeitig dient dieser Baustein als Spannungsversorgung für die anderen Bausteine und wird mit 4 sogenannten Babyzellen zu je 1,5 Volt bestückt (insgesamt 6 Volt).

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Der andere Bausteintyp realisiert die logischen Schaltfunktionen. Insgesamt sind in dem Baukasten CL1601 fünf dieser Logikbausteine enthalten. Jeder Baustein dieses Typs verfügt über 3 Eingänge, die mit über die Eingabeschalter des Eingabebausteins gesteuerten Ausgänge verbunden werden. Je nach realisierter logischer Funktion wird der Zustand des Logikbausteins (das Ergebnis der logischen Verknüpfung, entsprechend der Eingaben und der realisierten logischen Funktion) über eine Leuchtanzeige angezeigt oder über einen Ausgang an andere Logikbausteine als Eingabe weitergegeben.

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Insgesamt können also über den vorhandenen Eingabebaustein (mit 6 Eingabeschaltern) 2 Logikbausteine (mit je 3 Eingaben) versorgt werden.

Die Besonderheit der Logikbausteine besteht darin, daß den Bausteinen keine feste logische Funktion (UND, ODER, etc.) zugeordnet ist. Vielmehr wird die zu realisierende logische Funktion für jeden Baustein vom Benutzer durch besondere Verdrahtung zwischen acht Anschlüssen in der tieferlegten Mitte der Bausteins ("Programmierfeld", siehe Bild oben) bestimmt. Auf die Verdrahtung der logischen Funktionen soll später noch genauer eingegangen werden.

Das unterste Anschlußpaar in der Mitte der Bausteine (durch ein Kondensator-Symbol gekennzeichnet) die zur Zuschaltung eines Kondensator. Dies erlaubt die verzögerte Rückkopplung von Ausgängen auf Eingänge desselben Bausteins. Unter anderem ist es so auch möglich Taktgeneratoren zu realisieren.

Das folgende Bild zeigt die Zubehörteile, die im Kasten CL1601 enthalten sind. Es handelt sich hier hauptsächlich um Verbindungsdrähte und Verbindungsstöpsel zur Befestigung der Drähte. Zusätzlich ist als eintiges elektronisches Bauelement der bereits oben erwähnte Kondensator (220 myF).

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Bei den rechts im Bild zu sehenden grauen Steckern mit jeweils zwei Kontakten handelt es sich um Stromversorgungsstecker, die (ausgehend vom Eingabebaustein mit der Stromversorgung) in die auf den Bausteinen diagonal an jeder Ecke vorhandenen Kontaktlöcher gesteckt werden. Ein Verpolung zwischen den einzelnen Bausteinen ist ausgeschlossen, da die mechanischen Zapfen und Nuten an der Seite der Bausteine sicherstellen, daß sich immer nur Plus- und Minus-Buchsen gegenüberliegen.

Die logische Verdrahtung (Ein- Ausgänge) zwischen den Bausteinen bzw. die Verdrahtung zur Festlegung der logischen Funktionen ist denkbar einfach gelöst. Kurze Drahtstücke werden in Kunststoffzapfen eingeführt. Dazwischen werden die Verbindungsdrähte gesteckt, so daß sich beim Einstecken der Zapfen in die Anschlüsse die Drahtstücke und Drähte im Anschluß festklemmen.

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Das folgende Bild aus dem Handbuch zeigt die Zusammenschaltung des Eingabebausteins mit einem Logikbaustein. Realisiert wird die logische UND-Funktion mit zwei Eingängen. Die schematischen Darstellungen im Handbuch werden immer in zwei Teile aufgeteilt. Die obere Abbildung zeigt jeweils die Verdrahtung im Programmierfeld, durch die die gewünschte logische Funktion - hier UND - vorgegeben wird. Die untere Abbildung zeigt die Verdrahtung der Eingabeschalter mit den Eingängen des Logikbausteins. Die beiden dicken Balken in der oberen Abbildung kennzeichnen die Stromversorgungsstecker zwischen Eingabebaustein und Logikbaustein.

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Warum die Verdrahtung auf dem Programmierfeld nun genau so und nicht anders ausgeführt wird, um die UND-Funktion zu erhalten, wird an dierser Stelle im Handbuch übrigens nicht erläutert. Darauf möchte ich aber später noch eingehen.


Ergänzungskästen

In 1972 wurde nur der Grundkasten CL1601 von PHILIPS auf den Markt gebracht. Für stolze 229,-- DM konnte dieser Baukasten erworben werden. PHILIPS hat diesen Baukasten bis 1980 angeboten, wobei der Preis im Laufe der Jahre auf 280,-- DM gestiegen ist.

Wohl wegen des hohen Preises ür den CL1601 wurde ab 1974 der etwas günstigere Einstiegskasten CL1650 für 130,-- DM angeboten. Er bot die selben Möglichkeiten wie der große CL1601, enthielt allerdings neben dem Eingabebaustein nur zwei Logikbausteine statt der in im CL1601 enthaltenen fünf Logikbausteinen. Der CL1650 konnte aber mit weiteren Ergänzungskästen auf den Stand des CL1601 erweitert werden.

Insgesamt wurden die folgenden 4 Ergänzungskästen angeboten:

  • CL1602 - Dieser Baukasten wurde ab 1973 angeboten. Er enthielt im Wesentlichen 2 weitere Logikbausteine, die für komplexere Schaltungen zusätzlich zu den Logikbausteinen des CL1601 oder zur Erweiterung des CL1650 auf den (annähernden) Stand des CL1601 benötigt wurden.
  • CL1603 - Angeboten ab 1973. Der Baukasten enthielt einen weiteren Eingabe-/Stromversorgungsbaustein und einen weiteren Logikbaustein. Ein weiterer Eingabe-/Stromversorgungsbaustein war insbesondere dann erforderlich, wenn mehr als 8 Logikbausteine verschaltet werden sollten.
  • CL1604 - Dieser Baukasten wurde erst ab 1974 angeboten. Er enthielt neben einem weiteren herkömmlichen Logikbaustein (mit Lämpchen und Ausgabebuchse) einen Logikbaustein mit Relaisstufe als Ausgabe, sodass über diesen Baustein externe Geräte geschaltet werden konnten.
  • CL1605 - Angeboten ab 1974. Mit diesem Baukasten wurden erstmalig zwei komplett neue Bausteine eingeführt. Der Kasten enthielt eine Baustein mit Ziffernanzeige und einen programmierbaren Flip-Flop-Baustein.

Eine gute Übersicht über diese (und andere) Baukastenreihe von PHILIPS bekommt man auch auf den sehr zu empfehlenden Seiten von Norbert Schneider - PHILIPS/SCHUCO Experimentiersystem.


Handbuch

Ab 1974 wurden die Grundkästen CL1601 bzw. CL1650 mit einem umfassenden Handbuch (wie immer bei PHILIPS als Loseblattsammlung) geliefert. Das Handbuch behandelte nicht nur die Grundkästen, sondern auch alle Ergänzungskästen bzw. komplexere Schaltungen, für die Ergänzungskästen benötigt wurden. Das mir vorliegende Handbuch behandelt allerdings nur die Grundkästen und die Ergänzungskästen bis CL1604. Das komplette Handbuch, daß auch den Kasten CL1605 (Flip-Flop-Baustein) behandelt, war anscheinend erst Ende 1974 verfügbar, sodaß ich wohl nur eine frühere Version aus 1974 habe.

Hier nun Auszüge aus diesem Handbuch, d.h. das Inhaltsverzeichnis und die Stücklisten, die die Teile aller Grundkästen und Ergänzungskästen aufführen.

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Der Ausgabe von 1972 des CL1601 war das Handbuch allerdings noch nicht komplett beigelegt. Das Handbuch bezog sich erstens nur auf den Baukasten CL1601 und enthielt nur die Kapitel 1 bis 4 von insgesamt 13 Kapiteln, die für das Experimentieren mit dem CL1601 notwendig sind. Man mußte erst eine separate Bestellung an PHILIPS senden, um auch in den Genuß der Seiten bis einschließlich Kapitel 13 zu kommen ...

Das mir vorliegende Handbuch von 1974, daß die Baukästen bis einschließlich des Ergänzungskastens CL1604 behandelt, hat insgesamt 17 Kapitel.

Vom Ergänzungskasten CL1605 besitze ich leider nur die ergänzenden Kapitel 18 bis 22 für die Experimente mit dem Ziffernanzeige- bzw. Flip-Flop-Baustein. Den Baukasten selbst habe ich bisher noch nirgendwo zum Verkauf gesehen.

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Erstes Fazit

Je nachdem, in welchem Jahr man sich einzelne dieser Baukästen kaufte und wie komplex die aufgebauten Schaltungen sein sollten, musste der Digitaltechnik-Interessierte auf (meiner Schätzung entsprechend) mindestens 500,-- bis 1000,-- DM aufwenden, um halbwegs interessante Schaltungen aufbauen zu können. Schon aus diesem Grund will sich bei mir keine rechte Begeisterung oder Überzeugung für dieses Konzept von PHILIPS einstellen.

Bedenkt man außerdem die Größe der verwendeten Bausteine von ca. 15 cm x 10 cm, so kann eine mit diesen Bausteinen aufgebaute Schaltung wohl kaum im Rahmen von umfassenderen Elektronik oder Steuerungsprojekten eingesetzt werden. Somit bleibt nur der reine Lehreffekt - aber bei diesem Preis ...
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Re: PHILIPS CL1601 Computer Lehrbaukasten und Ergänzungskäst

Ungelesener Beitragvon FrankR » 5. Okt 2012, 22:15

Programmierung der Logikbausteine

Die Besonderheit der PHILIPS CL-Baukästen ist die freie Programmierbarkeit der Logikbausteine. Den Baukästen sind keine Logikbausteine einer ausgewählten Funktion, wie z.B. UND-, ODER oder NAND-Gatter, beigegeben. Eine Ausnahme hiervon ist höchstens der Baukasten CL1605, der einen programmierbaren Flip-Flop-Baustein (für verschiedene Flip-Flop-Arten) und einen Anzeige-/Zählerbaustein enthält.

Dadurch erhält man für den Schaltungsaufbau eine große flexibilität, so daß außer den üblicherweise bekannten Logikfunktionen (UND, ODER, ...) jede beliebige andere Logikfunktion mit einem, zwei oder drei Eingängen sehr einfach realisiert werden kann. So ist es z.B. sehr einfach möglich, jede Art von Dekodierer mit 3 Eingängen zu realisieren, mit dem jede gewünschte Eingabekombination erkannt werden kann.

Die Anzahl der für drei Eingänge definierbaren Logikfunktionen mag den Logiklaien im ersten Moment überraschen: Für einen Eingang allein sind 4 Logikfunktionen denkbar. Über zwei Eingänge sind bereits 16 Logikfunktionen möglich. Für die hier vorgestellten Bausteine mit 3 beschalteten Eingänge sind es ganze 256 Logikfunktionen die programmiert werden können.

Mit steigender Anzahl der Eingänge steigert sich die Anzahl der definierbaren Logikfunktionen exponentiell. Bei 4 Eingängen sind dies z.B. 65536 Logikfunktionen.

Die allgemeine Formel für die Anzahl definierbarer Logikfunktionen, mit 'n' als Anzahl der Eingänge, ist 2**(2**n). '**' steht hier für die Potenzierung, die 2-mal ausgeführt wird (die obere Potenz in Klammern '(2**n)' als erstes ausgeführt!). Diese Formel ist einfach herzuleiten: Bei n Eingängen sind 2**n Eingangskombinationen aus 0 und 1 möglich. Man kann in einer Logiktabelle diese Einganskombinationen in Zeilen unter einander schreiben. In jeder Zeile (also zu jeder Eingangskombination) kann nun ein beliebiger Ausgabewert 0 oder 1 festgelegt werden. Jede Kombination aus Ausgabewerten kann nun in dieser Tabelle von oben nach unten - neben den Eingangskombinationen - als Spalte bestehend aus k=2**n Kombinationen aus 0 und 1 Werten betrachtet werden (da wir ja auch 2**n Zeilen haben). Bei k Stellen in dieser Ausgabespalte sind also 2**k dieser Ausgabekombinationen möglich. Insgesamt also 2**k = 2**(2**n).

Die folgende Abbildung zeigt Beispiele für einen bzw. zwei Eingänge. Ein Beispiel mit 3 Eingängen habe ich mir aufgrund des zu erwartenden Umfangs erspart.

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Die Programmierung einer Logikfunktion mit drei Eingängen ist denkbar einfach über die Verdrahtung von 4 Drähten im Programmierfeld des Logikbausteins zu erreichen. Das verwendete Programmierschema ist sehr einfach. Sind alle 3 Eingänge A, B und C verdrahtet, so sind Eingangskombinationen von A=0, B=0, C=0; 001; 010; ... 110; 111 möglich. Stehen diese Kombinationen in dieser Reihenfolge untereinander in einer Tabelle, so sieht man, daß immer zwei aufeinander folgende Kombinationen dieselben Werte A und B haben (z.B. die ersten beiden Zeilen 000; 001 - A=B=0 -, die nächsten beiden Zeilen 010; 011 - A=0, B=1). Diese Zeilen unterscheiden sich jeweils nur durch den Wert des Eingangs C. Bei drei Eingängen sind insgesamt 4 dieser Zeilenpaare möglich. Jedem Zeilenpaar - gekennzeichnet durch ihre Werte A und B - sind im Programmierfeld des Bausteins die 4 Buchsen f1 bis f4 auf der rechten Seite zugeordnet. Für jedes Zeilenpaar kann nun festgelegt werden, welcher Ausgabewert - 0 oder 1 - ausgegeben wird, wenn die entsprechende Eingabe anliegt. Dazu wird über die jeweils dem Zahlenpaar zugeordnete f-Buchse bestimmt, welche Ausgabe erscheinen soll. Hierfür stehen die Buchsen '0', '1', 'NOT C' und 'C' auf der linken Seite des Programmierfelds zur Verfügung. Buchse '0' oder '1' wird mit der entsprechenden f-Buchse verbunden, wenn unabhängig vom Eingabewert des Eingangs C für beide Eingabekombinationen 0 ausgegeben wird. Analog gilt dies für die Verbindung mit Buchse '1', nur daß jetzt unabhängig von C immer 1 ausgegeben wird. Werden den beiden Eingabezeilen in abhängigkeit von C unterschiedliche Ausgaben zugeordnet so wird die entsprechende f-Buchse mit 'NOT C' oder 'C' verbunden. Bei Verbindung mit 'C' wird der Wert von C als Ausgabe gewählt. Bei Verbindung mit 'NOT C' erscheint der negierte Wert von C in der Ausgabe.

Natürlich sind auch alle Funktionen mit einem oder zwei Eingängen programmierbar. Zählt man alle Funktionen mit einem, zwei und mit drei Eingängen zusammen, so sind mit einem einzigen Logikbaustein insgesamt 276 Logikfunktionen programmierbar. Aus der Schaltalgebra weiß man, daß jede beliebige Logikfuktion prinzipiell aus anderen Logikfunktionen zusammengesetzt werden kann. So ist es z.B. möglich, mit Kombinationen aus einem einzigen Gattertyp - NAND - jede andere Logikfunktion zu realisieren (was aus Schaltungstechnischen Gründen in der heutigen IC-Fabrikation auch gemacht wird). Die hier gewählte Vorgehensweise über einen einfach und flexibel programmierbaren Baustein ist für die Zwecke des Baukastens und einer begrenzten Anzahl von Bausteinen wesentlich sinnvoller.

Die folgenden Bilder zeigen Auszüge aus dem Handbuch, die die Programmierung mit praktischen Beispielen für 3 Eingänge beschreiben.

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Aufbau der Logikbausteine

Das Innenleben der Logikbausteine wird in den folgenden Abbildungen gezeigt.

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Bisher habe ich mich noch nicht damit beschäftigt, wie die oben beschriebene Programmierung der Bausteine durch das dargestellte physikalische Gatternetzwerk tatsächlich realisiert wird. Es sollten wohl nicht allzu schwierig sein, bei einer bestimmten Eingangskombination mit vorgegebenen Programmierverbindungen, den Weg der Bitkombination von der Eingängen bis zum Ausgang zu verfolgen. Vielleicht hat ja jemand Lust dazu?

Leider ist es mir noch nicht gelungen, einen Logikbaustein zu öffnen. Im Vergleich zu den Stromversorgungs-/Eingabebausteinen, die in der Bodenplatte entsprechende Schlitze enthalten (für den Batteriewechsel), scheint dies hier auch nicht vorgesehen zu sein. Für den Wechsel eines Glühbirnchens wäre dies allerdings sehr sinnvoll (wie in meinem Fall bei einem Baustein). Zwar läßt sich die Bodenplatte an den Seiten leicht anheben, blockiert dann aber, ohne daß erkennbar wäre, ob sie durch Zapfen oder ähnliches zurückgehalten wird. Schade!


Der Stromversorgungsbaustein

Die folgenden Bilder zeigen das Innere eines Stromversorgung-/Eingabebausteins. Die Batteriehalterung habe ich abgeschraubt und aus dem Weg geräumt. Die Polarität der diagonal in jeder Ecke liegenden Stromversorgungsbuchsen für die Stromversorgung der anderen Bausteine habe ich nochmals gesondert gekennzeichnet.

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Alle Schalter (6 Eingabeschalter, ein an/aus-Schalter ganz oben) befinden sich in beiden Abbildungen in der logischen (!) 'aus'- bzw. '0'-Stellung. Dabei unterbricht der an/aus-Schalter den Stromkreis, der über die '+'- und '-'-Buchsen an die anderen Bausteine weitergeführt wird. Die Eingabeschalter sind in ihrer logischen '0'-Stellung mit der Minusleiste verbunden. In '1'-Stellung ist für jeden Eingabeschalter der Stromkreis unterbrochen. Beachte: In der logischen '1'-Stellung eines Eingabeschalters liegt über seine Buchse also keine positive Spannung am Eingang der verbundenen Logikbausteins! Um dies zu verstehen, ist es wohl notwendig, den Eingabebaustein in Kombination mit der physikalischen Realisierung des Logikbausteins zu betrachten, was ich allerdings noch nicht getan habe. Auf die Logik hat diese Realisierung allerdings keinen Einfluß. Hier muß man nur die logischen Werte 0 und 1 betrachten und gelangt zum gewünschten Ziel.

Um die Verkabelung innerhalb des Eingabebausteins zu verdeutlichen, habe diese nochmals als Skizze gezeichnet.

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Für heute wars das!
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Re: PHILIPS CL1601 Computer Lehrbaukasten und Ergänzungskäst

Ungelesener Beitragvon FrankR » 6. Okt 2012, 12:10

Beispielschaltung Addierer


Als ich in den 1970er Jahren als Junge im Fernsehen die hervorragende Sendung "Einführung in die Digitaltechnik" von und mit Jean Pütz (WDR Telekolleg) sah, bekam ich den ersten wunderbaren Einblick in die Digitaltechnik. Zu dieser Zeit war die Frage, wie ein Computer bzw. ein Taschenrechner es schafft, zwei Zahlen zu addieren, ein großes Rätsel. Als ich dann lernte, wie aus UND- und XOR-Gattern Halbaddierer und Volladdierer realisiert werden konnten, war dies für mich das Aha-Erlebnis, nach dem sich alles weitere wie von selbst ergab.

Deshalb als Beispielschaltung mit dem PHILIPS Computer-Lehrbaukasten hier der Aufbau eines Addierers für die Addition von zwei 4-stelligen Dualzahlen A3 A2 A1 A0 und B3 B2 B1 B0.

Der Übertrag Ü3, der sich bei der Addition der beiden höchstwertigsten Stellen A3 und B3 ergeben kann, wird nicht als Überlauf der Addition interpretiert, sondern als fünfte Ergebnisstelle S4 - insgesamt werden also 5 Ergebnisstellen S4 S3 S2 S1 S0 dargestellt. So ist es möglich die beiden höchsten eingebbaren Zahlen A = B = 1111 (dezimal 15) zu addieren, ohne daß ein Überlauf des darstellbaren Ergebnisses angezeigt werden muss. Somit ergibt sich als Ergebnis dieser Addition S = 11110 (dezimal 30).

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Hier ein paar Detailaufnahmen, die die einzelnen Teile des Addierers von rechts nach links zeigen.

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Zur Verdeutlichung der Verkabelung zwischen den Bausteinen habe ich zusätzlich die folgende Skizze gezeichnet.

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Als Ergänzung zum letzten Beitrag "Programmierung der Logikbausteine" habe ich die Programmierung der Bausteine für den Halbaddierer und den Volladdierer nochmals detailliert mit Tabellen und der Programmierungsverdrahtung aufgeführt. Vielleicht verdeutlicht dieses Beispiel ja zusätzlich das Prinzip der Bausteinprogrammierung.

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Als "Beweis", daß dies auch wirklich alles so funktioniert, wie es soll, hier die Bilder von drei Additionen. Die Verdunklung bei den Aufnahmen war notwendig, um die leuchtenden Lämpchen deutlich sehen zu können.

Das erste Bild zeigt das Ergebnis der Addition von dezimal 6 (0110) und dezimal 4 (0100) mit dem 5-stelligen Ergebnis dezimal 10 (01010). Das 5-stellige Ergebnis ist in der oberen Lämpchenreihe abzulesen. Die darunter liegende Lämpchenreihe sind die Überträge. Diese brauchen hier nicht beachtet werden und dienen nur der Kontrolle und werden nicht mit abgelesen. Beachte aber, daß das linke obere Lämpchen aus der Übertragsreihe in die Ergebniszeile gesetzt wurde, um 5-stellige Ergebnisse darstellen zu können.

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Die Addition 7 (0111) plus 7 (0111) mit dem Ergebnis 14 (01110):

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Zum Schluß die Addition der beiden größten eingebbaren Zahlen 15 (1111) mit dem Ergebnis 30 (11110):

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Damit soll Schluß sein mit Beispielen und dem Beitrag insgesamt. Denn erstens habe ich nur noch einen Logikbaustein übrig, so daß keine besonders interessanten Schaltungen mehr zu realisieren sind. Und außerdem ist die Verdrahtung, besonders bei der Programmierung doch eine ziemliche Fummelarbeit. Wären die Drähte mit Steckern versehen, so würde dies die Programmierung und die Verdrahtung der Bausteine untereinander sehr erleichtern. Dazu müßten aber Verbindungsdrähte vorgegebener Länge vorhanden sein, was bei den verschiedenen Anordnungsmöglichkeiten der Bausteine nicht sinnvoll machbar ist.


Gruß von Frank

PS: Sollte sich jemand mit Dualzahlen oder Logik überhaupt nicht auskennen, so mag er nur nachfragen. Erklärung folgt dann separat außerhalb dieses Beitrags.

Edit: Kleine Umformulierung und Korrektur im 3. Absatz (1111 ist dezimal 15 und nicht 7)
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Re: PHILIPS CL1601 Computer Lehrbaukasten und Ergänzungskäst

Ungelesener Beitragvon buedes » 6. Okt 2012, 13:03

Hallo Frank,

da hast du wieder in sauberer, sehr ausführlicher und anschaulicher Darstellung diesmal diese Philips Computer- Lehrbaukästen und ihre Möglichkeiten dokumentiert. Man merkt, dass du hier voll in der Materie zuhause bist. Spitze!

Den Bilddaten entnehme ich, dass du „Nachtarbeiter“ bist.

Gruß, Horst
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Re: PHILIPS CL1601 Computer Lehrbaukasten und Ergänzungskäst

Ungelesener Beitragvon FrankR » 6. Okt 2012, 13:31

Vielen Dank für das Lob, Horst!

Da macht die ganze Arbeit doch gleich doppelt Spaß! :D

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Re: PHILIPS CL1601 Computer Lehrbaukasten und Ergänzungskäst

Ungelesener Beitragvon FrankR » 18. Okt 2012, 02:04

Öffnen der Logikbausteine

Noch ein kleiner Zusatz, der Vollständigkeit halber.

Da bei einem meiner Logikbausteine das Lämpchen kaputt ist (die Logikfunktionalität funktioniert aber noch vollständig), habe ich jetzt doch versucht, diesen Baustein zu öffnen. Wie bereits oben vermutet, ist eine Öffnung dieser Bausteine garnicht vorgesehen.

Öffnungsschlitze in der Bodenplatte sind also nicht vorhanden. Daher mußte ich diese mit Brechstangengewalt (untergehebelte Schraubendreher) raushebeln. Dabei kamen nach erfolgreicher Öffnung sogar 2 Zapfen, in die die Bodenplatte eingerastet war, zum Vorschein. Leider ist eine davon nun abgebrochen. Und was bekam ich sonst noch zu sehen?

Dies:

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Also die Lötseite der Platine! Und die lies sich nun wirklich nicht aus dem Inneren herausbringen. Keinerlei Ansatzpunkte dazu sichtbar, keine Schrauben, keine Zapfen, nichts! Alles ganz, ganz fest! Von einem Glühlämpchen nichts zu sehen!

Was Philips sich dabei gedacht hat (wenn überhaupt :-?)? Keine Ahnung! Dabei ist doch zu erwarten, daß Glühlämpchen irgendwann mal kaputt gehen. Eher wohl als in Mikrochips eingebrannte Logikschaltungen!

Ein enttäuschter Gruß,

Frank :angry:
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Re: PHILIPS CL1601 Computer Lehrbaukasten und Ergänzungskäst

Ungelesener Beitragvon Level5 » 3. Mär 2013, 14:20

Um an die Lampe zu kommen, musst Du die rote Blendenkappe aus der Front rausziehen.
Anschliessend kann die Lampe nach dem Entlöten durch diese Öffnung entfernt werden.
Zum Öffnen des Gehäusebodens benutze ich einen Schraubendreher, der in der Nähe der Bolzen durch die Anschlussbuchsen auf den Gehäuseboden gedrückt wird (vorsichtig Stück für Stück wechselseitig drücken, dann sollte der Bolzen auch nicht abbrechen).

Ich hatte auch schonmal das Vergnügen, eine defekte Lampe tauschen zu müssen.
Problem ist, eine Lampe mit dem richtigen Nennstrom (6V, 50mA) zu bekommen:
ich habe dann als Ersatz von Conrad eine Lampe mit 6V, 60mA (Best.-Nr. 545-032-xx) gewählt, die aber etwas heller leuchtet als die Original-Lampe.
Die Lampe L 3201U (6V, 40mA) von Reichelt dürfte auch geeignet sein.
Die Anschlüsse müssen etwas verlängert werden, dazu kann man die Anschlüsse der defekten Lampe verwenden.
Ersatzweise könnte man auch eine weisse oder rote LED und passenden Vorwiderstand einbauen, was auch die Batterien etwas länger leben lassen würde...

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Re: PHILIPS CL1601 Computer Lehrbaukasten und Ergänzungskäst

Ungelesener Beitragvon FrankR » 3. Mär 2013, 17:09

Hallo Matze / Level5!

Du bist neu hier im Forum, ja? Dein Name war mir noch nicht geläufig!
Deshalb zunächst mal ein herzliches Willkommen!

Und natürlich vielen Dank für Deinen Tip!
Ich werde das beizeiten mal ausprobieren.

Aber nach meiner schlechten Erfahrung, die Rückseite zu öffnen, habe ich mich nicht mehr getraut, auf der Vorderseite die Lampenblende zu entfernen.
Denn zum einfachen Entfernen scheint sie ja nicht gedacht zu sein (mit nicht-gewalttätigen Versuchen habe ich mich natürlich daran versucht),
im Handbuch ist auch nichts darüber zu lesen.

Was meinst Du mit "aus der Front rausziehen"? Mir schien die Blende mit der Vorderseite verklebt zu sein.
Na ja, ich werde es schon sehen ...

Ich freue mich, daß nun jemand hier ist, der sich auch mit dem Philips CL1601, ... beschäftigt!

Frank
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Re: PHILIPS CL1601 Computer Lehrbaukasten und Ergänzungskäst

Ungelesener Beitragvon Level5 » 3. Mär 2013, 20:57

Ich bin bisher hauptsächlich im EE-Forum aktiv gewesen, hier war ich nur passiv unterwegs.
Da ich wohl helfen kann, habe ich mich jetzt angemeldet.

Die Blende lässt sich bei meinen Modulen rausziehen, sie sind nicht verklebt - dazu reicht es aus, mit den Fingernägeln unter den Rand zu greifen und gerade nach oben ziehen (am besten mit beiden Händen gegenüberliegend, ohne zu verkanten).

Übrigens:
Ich besitze neben dem 1601 und 1650 auch die anderen Kästen (1602, 1603, 1604, 1605), die ja eher selten sind.
Der 16o1 und der 1650 sind sogar mehrfach vorhanden - der billigste von den 1601 hat mich nur 4,10€ gekostet :thumb:
Der 1602 ist mir in der Bucht aber schon mindestens 3 mal über den Weg gelaufen, aber ging immer recht teuer weg.
Was ich vor ein paar Jahren für den 1604 und 1605 bezahlt hatte, erzähle ich lieber nicht...

Matze
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Re: PHILIPS CL1601 Computer Lehrbaukasten und Ergänzungskäst

Ungelesener Beitragvon Level5 » 18. Mär 2013, 19:52

Am letzten Wochenende habe ich mir mal die Arbeit gemacht, die Module aus dem CL1604 und CL1605 etwas genauer zu analysieren, d.h., ich habe die Gehäuse geöffnet, die Platinen gescannt, und die Bestückung des FlipFlop-Moduls ermittelt: im Schaltbild zu dem Modul findet man leider keine Angaben zu den Bauteilen, daher war es notwendig, die Platine zu entlöten und aus dem Gehäuse zu entnehmen.
Somit bin ich nun in der Lage, diese Module nachzubauen.

Ich plane nun einen Nachbau der Module als verkleinerte Version, passend für die Philips-Grundplatten, sodass 4 Module auf eine Grundplatte passen werden.
Zusätzlich werde ich die Platinen auch in Original-Grösse nachzeichnen, damit man sie auch verwenden kann, wenn man nur den CL1601-Kasten besitzt (4mm-Buchsen bekommt man bei Reichelt, da können dann die schwarzen Klemmstecker eingesteckt werden).

Bei genug Interesse könnte ich auch eine Platinen-Sammelbestellung durchführen, da ich mir eine gewisse Anzahl sowieso fertigen lassen wollte.
Weitere Einzelheiten (Fotos, Scans, Stücklisten, Layouts) werde ich bald noch nachreichen...

Matze
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Re: PHILIPS CL1601 Computer Lehrbaukasten und Ergänzungskäst

Ungelesener Beitragvon mampfi » 2. Dez 2014, 14:59

An Matze (und auch alle andere, die mir vielleicht helfen können)

Ich bin neu hier im Forum. Als Jugendlicher (lang ist's her) hatte ich neben diversen KOSMOS Elektronikbaukästen die PHILIPS Kästen CL1650 und den CL1602 und habe viele, viele Stunden damit verbracht, ein wenig über Digitalelektronik zu lernen. Leider besitze ich beide heute nicht mehr, was ich sehr bedauere. Ich habe mich daher entschlossen, diese soweit nachzubauen, dass man das Original-Handbuch benutzen kann, d.h. das Layout der Buchsen etc. bleibt erhalten. Einen 1:1 Nachbau inklusive der Gehäuseform strebe ich nicht an, aber die inneren Werte sollen bis auf die Verwendung moderner Ersatztypen und eventueller Layout-Anpassungen an diese bzw. das verwendete Gehäuse so original wie möglich werden.

Für den Eingabe-Baustein und den Logik-Baustein habe ich alle dazu notwendigen Informationen im Handbuch gefunden, insbesondere auch zu den verwendeten ICs. Da ich die Kästen CL1604 und CL1605 selbst nie besessen und daher auch nie geöffnet habe, weiss ich nicht, wie die Platinen des Flip-Flop-Bausteins, des Logik-Bausteins mit dem Relais und des Bausteins mit der Sieben-Segment-Anzeige aussahen bzw. welche Bauelemente darin im Original verwendet wurden. Im Handbuch finde ich dazu auch nur teilweise was. Du hattest in deinem Beitrag angekündigt Einzelheiten (Fotos, Scans, Stücklisten, Layouts) dazu nachzureichen. Ich wäre an den Informationen sehr interessiert, da ich über kurz oder lang auch diese Bausteine nachbauen möchte. Gibt es diese Info noch irgendwo? Falls ähnliche Infos (speziell Fotos von den Platinen, sowohl von der Bestückungs- und der Lötseite, Stücklisten, etc) für den Logik-Baustein existieren, hätte ich natürlich auch Interesse.

Für jede diesbezügliche Hilfe wäre ich allen Board-Mitgliedern sehr dankbar.

Manfred
mampfi
 
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