Naturwissenschaften im Fensehen

Keine Experimentierkästen, aber sonstige Interessen und Meinungen unserer Mitglieder. Na ja, alles ausser Politik...

Naturwissenschaften im Fensehen

Ungelesener Beitragvon Toni » 2. Mär 2014, 11:45

Liebe Forumsmitglieder,

in verschiedenen Forumsbeiträgen wurde ja schon öfter vermutet, dass die große Zeit der Experimentierkästen wohl vorbei sein dürfte. Das kann man meiner Meinung nach ja auch daran erkennen, dass außer Kosmos kaum ein anderer Anbieter mehr existiert. Und wenn man sich das aktuelle Programm ansieht, scheint der Schwerpunkt auf kleine, (billige?) "Mini-Mitbring-Sonstwas-Experimente" zu liegen. Oft fällt auch der altbekannte Ausdruck "Unterschichtenfernsehen", der die Jugend verblödet.

Das war für mich der Anlass mal über meinen eigenen Werdegang nachzudenken. Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, da gab es zwar schon drei Fernsehprogamme, aber tagsüber war dort nur ein Testbild zu sehen. Um 17:00 Uhr gab es dann die "Kinderstunde" (was für ein Drama, als ich "Lassie" nur hören konnte, weil die Bildröhre defekt war...).

Etwas nach Mitte der 1970er Jahre wurde so etwas wie ein Nachmittagsprogramm eingeführt und das ZDF brachte dort eine Serie "Einführung in die Chemie". Nun war ich schon von immer an Naturwissenschaften und Technik interessiert, deshalb sah ich diese Serie mit Begeisterung. Genau genommen wurde dadurch, Jahre bevor Chemie in der Schule unterrichtet wurde, meine Neugier auf dieses Fach erst geweckt.

Es folgten weitere Serien "Einführung in die Physik" und "Einführung in die Biotechnologie". Alle diese Serien brachten die Themen in einem Umfang, den man wohl so ähnlich auch nach einer soliden Schulausbildung haben sollte, in einer fesselnden und unterhaltsamen Form.

Im dritten Programm lief die Sendung "Einführung in die Digitaltechnik" mit Jean Pütz. Die Vorgängersierie "Einführung in die Elektonik" lief damals im Bereich des Bayerischen Fernsehens wohl nicht, ich hatte mir aber damals das gleichnamige Begleitbuch gekauft, das wohl sogar heute noch zu den besten Werken in dieser Richtung gilt.

Im Abendprogramm schließlich gab es im ZDF um 19:30 (das muss man sich heute mal vorsetellen!) die "Querschnitte" mit Hoimar von Ditfurth. Dort konnte man schon Ende der 1970er Jahre über die Probleme mit FCKW für die Ozonschicht sowie die Gefahren der Klimaerwärmung durch CO2 erfahren, Jahre bevor diese Themen in den Blickpunkt der breiten Masse gelangten!

Und wie sieht es heute aus, vor allem mit dem Bildungsauftrag der öffentlich-rechtlichen Sender?

Da gibt es vor allem Naturdokumentation mit schönen Bildern von Landschaften/Meeren/niedlichen Tierchen, das zieht immer. Nun ja, Biologie ist jetzt nicht mein Interessenschwerpunkt und schöne Landschaften könnte ich in irgendwelchen "Heimatschmonzetten" auch sehen, aber das kann man ja mit Wohlwollen alles noch unter "Bildungsauftrag" verbuchen.

Dann gibt es Magazinsendungen in den diversen dritten Programmen und 3Sat. Schön, da werden in 5-Minuten-Beiträgen aktuelle Themen mehr oder weniger oberflächlich abgehandelt. Ansonsten fällt mir als einziger Lichtblick "Quarks & Co," ein.

Bei den Privaten gibt es oberflächliche, auf Effekthascherei ausgerichtete und wenig fundierte "Wissenschaftsmagazine". Ich kann mich an einen Beitrag erinnern, da wurde über ein U-Boot aus deutscher Entwicklung berichtet und ausgiebig der innovative "Hybrid-Wasserstoffspeicher" (statt Hydrid-Wasserstoffspeicher) gelobt. Und die Beschreibung eines Geldautomaten war in der "Sendung mit der Maus" erheblich genauer und Detailreicher. Da wurde sogar erklärt, Wie festgestellt wird, wenn mehrere Scheine aneinander kleben.

Daneben gibt es diese unsäglichen "Dokumentationen" aus dem angelsächsischen Raum, natürlich mit vielen Effekten und einer unendlichen Wiederholung der immer gleichen Aussagen samt zugehöriger Computeranimation. Ich vermute diese Wiederholungen sind den häufigen Werbepausen in USA oder der mangelnden Aufnahmefähigkeit des Publikums geschuldet.


Oder


es


muss


einfach


nur


die


Sendezeit


gestreckt


werden.


Nun lebt die Jugend von heute natürlich in einer ganz anderen Zeit. Da ist natürlich der Computer, der viel Zeit bindet und unser aller Leben gravierend Verändert hat. Auf allen Kanälen brechen die Reize über einen herein - und es wird auch viel Trash ins Haus geliefert.

Ich möchte aber dem allgemeinen Lamento über die "Jugend von heute" entschieden widersprechen, das musste ich mir auch schon selbst als Jugendlicher anhören. Auch an der Uni wurde damals die mangelnde Studierfähigkeit der "heutigen" Studenten beklagt, heute muss ich darüber lachen, wenn ich im z.B. im "Spiegel" die selben Äusserungen von Leuten lese, die zur gleichen Zeit wie ich Studenten waren.

So, mein Beitrag ist ein bisschen länger geworden, als ich eigentlich gedacht hatte. Ich hoffe, ich habe euch nicht gelangweit.

Was ist eure Meinung? Warum gibt es im Ferhsehen so wenig gute Sendungen zu technischen und naturwissenschaftlichen Themen? Was habt ihr für Erfahrungen?

Viele Grüße
Toni
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Re: Naturwissenschaften im Fensehen

Ungelesener Beitragvon hammady » 2. Mär 2014, 13:48

hi

Als Kind der 70/80er Jahre kann ich Dir nur beipflichten. Ich saß damals ( darf ich das schon sagen?) jeden Samstag vor der Glotze und sah mir auf dem Bayerischen Rundfunk (BR) den Aufbau eines Computers an. Leider fällt mit der Name der Sendung niht mehr ein. Aber ich glaube sie hieß COMPUTERCORNER. Auch so manchen Telekolleg habe ich mir angesehen nur um dazu zu lernen.
Mit 10 ( Also 1980) bekam ich dann den hellblauen Goodplay Elektronikkasten. mit dem war es mir dann möglich die ersten Erfahrungen zu machen. Mit 13 bekam ich dann den E200 und war der glücklichste Mensch der Welt. Endlich einen Versärker, oder Klangregler bauen. Kurz darauf habe ich dann die erste Ausbaustufe gekauft, natürlich den E203 ( VERSTÄRKER ).
Auch Versuchte ich mit den Teilen des Phillips UKW Ausbaukasten den Kosmos zu ergänzen, Was mir auch gelang. Da ich damals aber keinen Bock auf die langweilige Schule hatte konnte ich meinen Traumberuf Fernsehtechniker nicht erlernen. Also begann ich meine Ausbildung zum Elektroanlagen und Antennenbauer. Diese schloss ich 1990 dann ab. Durch einen unglücklichen Glücksfall, einen Arbeitsunfall 2009, durfte ich dann doch noch eine Ausbildung zum Elektroniker machen, die ich, wen wunderts, mit einer eins abschloss. Leider blieb meine Jobsuche bis jetzt ergebnislos, da ich eine etwas fülligere Statur habe. Das ist aber eine Andere Geschichte.

Um zum Thema zurückzukommen; Es ist wirklich so das die heutige Jugend nur noch Computer, Handy und Ballerspiele kennt. von Handwerklichen oder nAturwissenschaftlichen Dingen wissen sie nichts mehr. Da sollte eindeutig was geschehen. Da aber das Fernsehen lieber Werbung, Commedy, NAVICIS. Dicke machen sich zum Affen ( ich habe großen Respekt vor ihnen) oder DSDS bringen sollte der Staat dafür etwas unterstützung geben.
Vorstellbar wären WORKSHOPS, für Perpektivlose Jugendliche, welche sich nicht entscheiden können welche n Beruf sie erlernen möchten. Um es zu Präzisieren, dachte ich an eine einrichtung der AFA oder sonstigen die Jugendliche aufnehmen, um sie in verschiedenen Berufen und Berufsfeldern in einer Einrichtung arbeiten zu lassen, um in ihnen Interesse zu wecken welcher Beruf für sie geeignet ist.
Ich werde oft von jungen Azubis gefragt wie es zu meiner Zeit war Lehrling zu sein. Und da ich, sagen wir mal, eine ausgeglichene Lehre hatte ( Lehrjahre sind keine Herrenjahre) Versuche ich mein wissen an die Intressierten weiterzugeben.


LG ANDY
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Re: Naturwissenschaften im Fensehen

Ungelesener Beitragvon FrankR » 6. Mär 2014, 20:47

Hallo Toni!

Ja an "Einführung in die Digitaltechnik" mit Jean Pütz kann ich mich auch noch bestens erinnern.
Eine der besten Lehrsendungen, die ich jemals auf den 3. Programmen im Schulfernsehen gesehen habe.
Ich weiß nicht mehr, wie alt ich war; auf jeden Fall zu jung, um irgendetwas davon nachbauen zu können mit gekauften ICs und Lötkolben.
Dies umzusetzen und es mir leisten zu können, dazu war ich auf jeden Fall zu jung.

Dafür habe ich mir das Begleitbuch zu Sendung aus der Stadtbücherei besorgt.
Das Buch ist so gut, daß es noch heute ( :haeh: ) in meinem Bücherregal steht - die Stadtbücherei möge dem lernbegierigen Kind von damals verzeihen. :taetschel:
Ich habe es von vorn bis hinten durchgearbeitet und somit zumindest theoretisch "den Computer" verstanden.
Das war meine einzige Vorbereitung auf mein späteres Informatik-Studium.

Dank an Jean Pütz und denen, die diesen Lehrgang konzipiert haben!

Gruß Frank
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Re: Naturwissenschaften im Fensehen

Ungelesener Beitragvon FrankR » 6. Mär 2014, 20:53

Hallo Andy / hammady,

ich erinnere mich, daß der sogenannte "NDR Klein-Computer" (?) in einer dieser Lehrsendungen von Grund auf zusammengebastelt wurde.
Ich schätze mal so um die 1980er Jahre herum. Vielleicht hatte der BR dies vom NDR übernommen.

Schau doch mal in youtube nach, da sind alle diese Schulfernseh-Sendungen auch zu finden.

Gruß Frank
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Re: Naturwissenschaften im Fensehen

Ungelesener Beitragvon Level5 » 7. Mär 2014, 00:16

Die Sendereihe zum NDR-Computer lief ab dem Jahr 1984 im NDR, später gab es noch eine erweiterte Sendereihe mit dem Titel "Rechner modular".
Ich habe den NDR-Computer in meiner Ausbildung zum Informationselektroniker (1985-88) aufgebaut und damit erste Programmiererfahrungen gesammelt.
Den Computer besitze ich heute noch, auch die Bücher und Bestellkataloge/Preislisten von der Firma Graf Elektronik und vom Elektronikladen Detmold
(wenn ich mal wieder etwas mehr Zeit habe, muss ich mal testen, ob er überhaupt noch funktioniert...)
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