Hallo Liste,
Radiomann schrieb am 5. Okt 2012, 09:48
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Was nie verloren geht, sind gewisse Erfahrungen oder Sätze. die sich ultimativ einprägen ... "Vorsicht beim Regeln von P"... Das war für mich als kleiner Schüler leider nicht immer klar.<
Ja, damals hatte ich bei den beiden ersten Transistor-Grundschaltungen das Potentiometer (ich sag jetzt mal "links") zu stellen gehabt. Beim dritten versuch hatte ich mich dann darum nicht mehr gekümmert und mir kurz nach einschalten die Finger am Transistor verbrannt, weil es angefangen hatte elektrisch-thermisch zu richen.
Erstaunlicherweise hat der Transistor das überlebt. Als ich ihn später als Fototransistor seinen schwarzen Lack abgekratzt hatte, hing der Kollektordraht nur noch an einem feinen Häutchen, der Rest der Indiumperle war verflüssigt das Trägerblech herunter gelaufen unter weiter unten wieder fest geworden. Damit liessen sich noch Mittelwellen-Sendeversuche machen.
Das war ~1964. Als ich vor zwei Monaten wieder mit dem Experimentieren mit ersteigertem Kasten A begann, stolperte ich sofort wieder über die gezeichneten Schaltpläne, die mir unnötig oft um die Ecke und sich kreuzend gezeichnet waren (die Verbindungen). Ich musste die mir tlw. neu Zeichnen, übersichtlicher, um das zu verstehen und machte mir so meine Gedanken, warum Hr. Richter das so kompliziert gemacht hat, Übereinstimmung mit dem fotografischen Eindruck?
Ok, wir müssen (und tun das ja auch) damit leben. Eigentlich hätte man ja auch das Potentiometer so verdrahten können, dass der Schleifer dort steht, wo der Drehknopf und seine Skala und Schaltsymbol das vermuten lassen. Es ist aber genau anders herum. Inzwischen habe ich meine "Eselsbrücke" von damals wieder parat: "immer anders herum als man denkt!".
Ob das didaktisch war? Heute jedenfalls würde man mit den Usern etwas sensibler umgehen. Ich rechne dem Autor und dem Verlag aber hoch an, dass die Schaltung und das Schaltungslesen dadurch natürlich gefördert wurde, man sich die Schaltung bzw. deren Funktion erst einmal erarbeiten musste, statt heute auf mehrfach eigensichere bzw. dem "fail safe" Prinzip gehorchende Schaltflächen auf Tatsch-und-Patsch-Flächen herum zu machen.
Mir ist das jetzt aber egal, ich habe den Kasten jedenfalls (wieder) und bin mit ihm und dem Rest der Welt wieder so am experimentieren, wie eigentlich noch nie zuvor (siehe dazu vielleicht meine Postings in der "Bastelecke".
Wir können ja heute auch (historisch nicht korrekt) statt der Original-Transistoren, die meiner Erfahrung nach fast nie mehr OK sind (Potentiometer?) bedeutend leistungsfähigere Ersatztypen (auch Ge-Typen) im Internet ersuchen und auf ebay finden. Meistens steht uns nun auch ein "etwas" größeres Budget zur verfügung wie als Schüler mit 5 DM Taschengeld. Also bitte ich meinen Beitrag zum Thema hier nicht als Nörgelei & Co auffassen.
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Hätte Richter doch nur einen 1000 Ohm-Schutzwiderstand in die Basiszuführung eingebaut<
Volle Zustimmung. Aber: das Wertvollste an den alten Kästen sind die Brettchen. Egal ob die Bauelemente oben drauf original oder nicht, verkokelt oder absulot Schrott sind. Und auch Transistorschrott würde ich heute eher in Epoxy-Kunststoff eingießen und aufs Regal stellen, als der Wertstofftonne anvertrauen.
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Ein zweites Problem war (für Grund-Schüler!) die Konfusion zwischen "technischer Stromrichtung" und "Fliessrichtung der Elektronen". Das hat mich gleich am Anfang bei den Diodenversuchen "blockiert".<
Das war für mich auch ein Akt, bis ich entdeckte, dass zwar der Ort der meisten Elektronen, der Minuspol mit einem Makel in der Bezeichnung behaftet ist (eben minus, wenig, zu wenig, gering), aber bei mir wurde er zum MINUS, kräftig, stark. Und dann entdeckte ich die Manifestation wohl änlicher Gefühle im Batterieschaltsymbol, wo der MINUS-Pol kurz aber FETT gezeichnet ist und der plus-pol mager dafür aber lang. Aber der MINUS-Pol hatte immer mehr Druckerschwärze in seinem Umriss.
Heute habe ich das vergessen, ich schaue auf das "+" bzw. "-" -Symbol. Und lese auch die alten Physikschulbücher, wo ich heute beim Gebrauch des Begriffs "Molekeln" statt der "gemeinten" Moleküle nicht mehr das "Ekelgefühl" meiner Schulzeit empfinde, mir ist das jetzt egal, was da steht, aber das Gefühl der Abneigung gegen die "falsche" Stromrichtung und die "Molekeln" ist noch präsent, in seiner Auswirkung in mein Handeln aber deutlich geringer geworden.
Wie das französiche Bildwörterbuch vom Vater, das ich bereits vor meiner Einschulung immer wieder durchschaute, aber genau 2 Doppelseiten IMMER überschlug,
die Doppelsleiten mit den Insekten! Ich würde mich auch gerne mit Leuten unterhalten, die Spinnen hässlich finden, auch wenn sie keine Angst vor diesen haben. Wie würde wohl eine Spinne auf so nackte, unbehaarte, glatte Wesen reagieren, wie uns? Nur mal so als Anregung ...
Zurück zu den Stromrichtungen.Im Rahmen meines alten und jetzt neuen Hobbys und des Studiums, lese ich im mom ein Buch "Experimentalphysik", mit vielen Formeln. Auch das ist
pure Nostalgie. Es werden bestimmte Größen und Sachverhalte einfach definiert. Dann ist das so, wenn alle mitmachen, wer das dann schön findet, dem geht es gut.
Wem es missfällt, der muss sich daran gewöhnen, sonst bekommt er
Magengeschwüre und kann
nicht mit den anderen
kommunizieren (Beispiel: die Farbe ROT in der VR China und im Straßenverkehr).
Und die geforderter Flexibilität wird erneut gefordert, und würde dies auch bei positiver Zählrichtung für den Strom durch Elektronen, weil es ja auch die Nicht-Elektronen gibt, die positiven Ionen, die zur negativen Elektrode (Kathode) fliegen (sich bewegen). Positive Teilchen werden nach negativen Elektroden benannt! Was fliegt in Gasen geringeren Drucks bei einer Glimmentladung herum? Nicht nur Elektronen. Da gibt es das negative (an der Kathode) und das positive Glimmlicht (an der Anode). Es gibt den Kathodenfall und die positive Säule. Schaut man sich wie ich die letzte Woche Diagramme der Raumladung an, wird es bestimmt nicht einfacher (für uns). Wo die kleinen flinken Elektronen mit den großen positiven trägen Kationen gleichzeitig auftreten ist das alles auch nicht sofort einsichtig, was überwiegt. Dann der Stromfluss in Halbleitern (Dotierungsarten), in Gläsern bei Erwärmung. Das alles muss ich mindestens zweimal lesen, bis das oben ankommt. Da geht es mir nicht grundsätzlich anderes als vielen Mitgliedern des Forums. Kompliziert?
JA.
Wenn ich mir aber
in den Kopf gesetzt habe, das "zu begreifen" dann mache ich häufig dieses:
Ich zeichne mir eine
Skizze auf Papier, auch Küchenkrepp ist davor nicht gefeit, baue mir meine Eselsbrücken, male farbig dran und drin herum, das wird immer voller, vergleiche mit dem jeweiligen Buch und lege den
Zettel im Flur auf den Fussboden, um mehrfach täglich darüber zu "stolpern" aber nicht auszurutschen, dann schaue ich kurz darauf, denke bewusst etwas darüber nach, der
Rest geschieht im Gehirn unbewusst, und nach ca. einer Woche (oder auch zweien) ist dass dann irgendwie oben eingebrannt. Und was da oben dann "gespeichert" ist, das sind bei mir
nicht immer die Maxwelllschen Gleichungen.
So ist im inneren Bild
die Kathode immer links und
die Anode immer rechts bei der Erklärung von Glimmentladungen und dem Lichtbogen.
Was ich mit diesem länglichen Text erreichen möchte, ist, nicht klein beizugeben und sich seine persönlichen "Zettel" und "Eselsbrücken" zu bauen, vielleicht auch nur Bilder. Ich wünsche Euch allen, dass Ihr irgendwas Geeignetes findet und
Euch nicht mehr von richtiger oder falscher Stromrichtung terrorisieren lasst!. Wichtig sollte sein, dass Volt- und Amperemeter immer nach rechts ausschlagen. Und auch dies ist
nur eine Konvention, eine Vereinbarung, eine Festlegung, eine Definition; mehr nicht.
Schönes Wochenende
Gruß
Hans-Günter