So, ich denke, daß sind jetzt die letzten Bilder zu den DDR Optik-Experimentierkästen - mehr werde ich wohl nicht finden ...
Wir kommen jetzt zur Nachwendezeit. Und meine weiter oben geäußerte Befürchtung zum Thema "feindliche Übernahme und anschließender Zerstörung" scheint hier
nicht zuzutreffen!
Anhand der Fotos von Pete weiter oben kann man ja bereits erkennen, daß die "Kamenzer Spielwaren" nach der Wende als "Kamenzer Spielwaren GmbH" weiterhin existierten. Dies betrifft nicht nur das "Kooperationsprojekt" (?) mit KOSMOS bezüglich des "KOSMOS Opto-Tech 2000" (siehe
Antwort von PeteS), sondern auch die Kästen "Optic-Cabinet" und "Astro-Cabinet", die zumindest weiterhin vermarktet wurden. Was die Produktion betrifft, so kann ich darüber noch keine definitive Aussage treffen.
Später gab es einen Nachfolger der "Kamenzer Spielwaren GmbH": Die Firma "ks Stephan" (bzw. "Kunststofferzeugnisse Stephan"), die allerdings ebenfalls in Kamenz ansässig sind. Ob es sich hier nur um eine Umfirmierung oder einen Kauf etc. handelte ist mir noch nicht bekannt. Interessant dabei ist, daß das Kürzel "ks" für "Kunststofferzeugnisse" doch auch sehr an "Kamenzer Spielwaren" erinnert.
Die Firma "ks Stephan" bietet bis heute sowohl das "Astro-Cabinet" als auch das "Optic-Cabinet" in Ihrem Katalog an. Beachtenswert ist hier, daß in der Nachwendezeit der Experimentierkasten nicht mehr "Optik-Cabinet 80" sondern "Optic-Cabinet" heißt (ich betone hier nicht den Wegfall der "80", sondern die Schreibweise "Optik" mit "c" statt mit "k"). Man möchte wohl modern und global erscheinen ...
Dem Firmenprofil der Firma
Kunststofferzeugnisse Stephan kann man entnehmen: "Die Firma Kunststofferzeugnisse Stephan entwickelt, produziert und vertreibt Kunststofferzeugnisse und Spielwaren." Wir können also davon ausgehen, das es bei den vermarkteten Optik-Experimentierkästen nicht um Restbestände aus DDR-Zeiten handelt, sondern um Kästen, die auch bei "ks" produziert werden.
Aber das sind bisher alles noch Spekulationen (siehe auch meine Anmerkung am Schluß dieser Antwort).
Keine Spekulation sind die Preise der Kästen "Optic-Cabinet" bzw. "Astro-Cabinet"! Laut Katalog von "ks" zum heutigen Datum 34,95 EUR bzw. 37,95 EUR (beide Preise zuzüglich Versand).
Bis auf die neue äußere Aufmachung wurden wieder die bekannten Bauteile unverändert übernommen. Und auch die innere Aufteilung des Kastens ist wieder unverändert. Es liegt sogar noch das alte Anleitungsheft des "Optik-Cabinet 80" bei.
Die beiden folgenden Bilder zeigen die Aufmachung des "Optic-Cabinet". Linkes Bild: firmiert mit "Kamenzer Spielwaren" (rechte untere Ecke auf dem Kastendeckel"). Rechtes Bild: firmiert mit einem großen "ks" für "Kunststofferzeugnisse Stephan".
(zum Vergrößern bitte klicken)
Jetzt noch ein kleiner Ausblick auf den von PeteS angekündigten Beitrag zum "KOSMOS Opto-Tech 2000". Anhand der folgenden beiden Bilder möchte ich nur kurz mit dem Aussehen des Kastens vorgreifen und zeigen, daß es sich hier diesmal nicht um einen weiteren "Optic Montage Experiment" bzw. "Optik-Cabinet" handelt sondern um einen neu konzipirten Optik-Experimentierkasten mit anderen Bauteilen und einem neuen Handbuch. Insbesondere wird nun auch das Thema "Farbe" behandelt, was man bereits an dem Prisma als Bauteil erkennen kann (und natürlich steht's auch auf dem Kasten drauf).
Noch eine kurze Anekdote: Beim Suchen im Netz nach Hintergrundinformationen über diese Kästen aus Kamenz fiel mein Blick auf den Link zu einer pdf-Datei, die sich unter den Massen von Links auf Auktionshäuser und online-Shops versteckte - das könnte etwas sein für mich, so dachte ich sofort!
Tatsächlich handelte es sich um die Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktortitels im Bereich der Zahnmedizin einer Kandidatin an der Universität Marburg in Hessen aus dem Jahre 2004. Titel der Arbeit: "Entwicklung und erste Anwendung einer spannungsoptischen Messeinrichtung zur Beobachtung von polymerisationsschrumpfbedingten Spannungen". Kurz gesagt, es handelte sich um die Entwicklung einer optischen Messeinrichtung.
Zur Durchführung von Vorversuchen und zur Konzeption der späteren "tatsächlichen" Messeinrichtung diente genau einer der hier besprochenen alten DDR Experimentierkästen - konkret das "Optik-Cabinet 80". Ich nehme an, die optische Bank kam hier zur Anwendung. Dies zur Qualität dieser alten DDR Kästen, die nun seit über 40 Jahren unverändert auf dem Markt sind.
Bevor man sich nun auf diese Arbeit stürzt (
Dissertation Kristin Klingler): Es lohnt für uns wirklich nicht! Es sei denn, jemand von uns hat auch zahnmedizinische Interessen. Man wird keine Abbildungen von Versuchsaufbauten mit Bauteilen des "Optik-Cabinet 80" zu sehen bekommen. Das "Optik-Cabinet 80" wird nur kurz im Rahmen des Versuchsaufbaus und im Anhang "Materialverzeichnis" (dort aber an prominenter erster Stelle) namentlich erwähnt.
Wie kommt eine Kandidatin der Zahnmedizin an der Universität Marburg in Hessen auf die Idee, einen alten DDR Experimentierkasten im Rahmen ihrer Dissertation verwenden? Gut, daß einer Dissertation als Anhang ein Lebenslauf beigefügt werden muss - der hier Gott sei Dank mit im pdf-Dokument steckt. Frau Klingler wurde 1979 geboren in Bad Salzungen in der DDR, wo sie bis zum Abitur 1997 lebte. Und somit ist der Kreis geschlossen ...
Anmerkung:Vieles, was ich oben schreibe, muss noch als Spekulation gewertet werden (z.B. die Frage, ob es sich bei den heute noch neu vermarkteten Experimentierkästen um Restbestände oder um Neuproduktionen handelt). Ich versuche natürlich immer, unbelegte Aussagen oder Vermutungen als solche zu benennen und später noch durch Quellen zu belegen.
Was die Frage der Nachfolge der "Kamenzer Spielwaren" durch "ks" betrifft bzw. die Produktion der Kästen in der Nachwendezeit, so habe ich mich direkt an die Firma "Kunststofferzeugnisse Stephan" gewandt. Ich hoffe, daß sich dort jemand findet, der sich die Zeit nimmt, mich mit entsprechenden Informationen zu versorgen. Ich warte ab und werden gegebenenfalls berichten ...
Übrigens: Interessiert man sich auch für die historischen und gesellschaftlichen Hintergründe zum Thema "Experimentierkästen", so hat man es recht schwer bei der Recherche. Die Herangehensweise über eine Suchmaschine ist denkbar unergiebig. Unter den inflationär auftretenden Suchergebnissen wie Auktionshäusern und Onlineshops ist es schon Glück z.B. solche kleinen Funkstücke, wie z.B. die oben erwähnte Dissertation, zu finden. Zumindest unser Board ist inzwischen fast immer ziemlich weit vorne in den Suchergebnissen zu finden. Webseiten und besonders Arbeiten, die sich direkt mit dem Thema "Experimentierkästen" sind so selten zu finden, wie Perlen im Ozean.
Ein ganz einfacher Grund dafür ist vielleicht der, das solche Arbeiten bis heute einfach noch nicht geschrieben wurden (auf jeden Fall wurden nicht viele geschrieben, ist ja auch ein Exotenthema). Da heißt es dann, Google mal sein zu lassen und Feldforschung zu betreiben.
In der Hoffnung, daß sich auch noch andere für diese Art Fragen interessieren!
Frank