"Ganz Europa spricht zu uns!"

Alles, was bei der Anwendung der Kästen hilfreich sein kann...

"Ganz Europa spricht zu uns!"

Ungelesener Beitragvon Radiomann » 20. Okt 2012, 16:29

Man sollte nicht unnötig Threads eröffnen, aber der Titel hier dürfte sich manchem "Radiomann" ebenso in Stein gemeisselt haben, wie "Eigenes Rundfunkkonzert". Es sei mir deshalb verziehen.
Hier möchte ich auf das "Audion" eingehen. Rudolf Wollmann hat seinerzeit in seinem "Werkbuch für Jungen" die Wirkungsweise der dort als Bauanleitung beschriebenen Audionschaltung zutreffend und "weise" sinngemäss wie folgt beschrieben: "Die Wirkungsweise dieser Schaltung ist so kompliziert, dass eine Erklärung den Rahmen diese Buches sprengen würde".
Das Audion wird in der Populärliteratur sehr unterschiedlich und oft falsch beschrieben. Auch vor dem Radiomann machte dieses Problem nicht Halt. Die Wirkungsweise der Schaltung ist in der Tat wohl sehr komplex, vermischen sich doch Anteile von Gleichrichtung an der "Kennlinienkrümmung", ferner solche am unteren Knick der Kennlinie (Anodengleichrichter) und schliesslich solche an der Kathoden-Gitter-Strecke (Audion). Dabei können sich Wirkungen auch "subtraktiv ergänzen", eine davon wird aber - so man denn etwas zu hören bekommt - für das Hörerlebnis jeweils hauptverantwortlich sein.

Nach meinem subjektiven Empfinden beschreibt W. Fröhlich im Radiomann und im Baukasten Radiotechnik am ehesten den Anodengleichrichter und nicht das Audion.

Die beiden Texte zu den folgenden Bildern (Versuche 64 und 65 in der 11. Auflage des Radiomann) als Vorstufe zum Audion regen aus heutiger Sicht zum Schmunzeln an. Man beachte beim ersten Bild den Kristall in der Gitterleitung :winkie: Bei beiden Versuchen dürfte es sich schlicht nur um Demodulation an der Kennlinienkrümmung handeln:

Bild

Bild

Wer sich für eine gute Erklärung von Audion und Anodengleichrichter interessiert, sei auf folgende erstaunlichen und zeitgenössischen(!) Beschreibungen verwiesen (Buch-Quelle leider unbekannt):

http://www.sarganserland-walensee.ch/audion.jpg

http://www.sarganserland-walensee.ch/anodengleichrichter.jpg

Wer das Radiomann-Audion optimieren will, sei auf die exzellenten Untersuchungen von Wolfgang Holtmann :thumb: verwiesen:

http://www.sarganserland-walensee.ch/radio_tv_historisch/radiomann/roehre/roehre.htm

Auch der Parallel-Thread enthält dazu interessante Einzelheiten:

http://www.experimentierkasten-board.de/viewtopic.php?f=33&t=662
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Re: "Ganz Europa spricht zu uns..."

Ungelesener Beitragvon WolfgangH » 21. Okt 2012, 18:42

Liebe Radiomänner

Schaut man sich den Deckel des Baukastens RADIOMANN an, dann wissen wir sofort was die "Zielgruppe" war: Jugendliche im Alter von etwa 12 bis 16 Jahre. Dafür waren die Erklärungen leicht begreiflich, aber -wie schon richtig bemerkt- nicht immer genau.
Ich möchte sagen: Man sollte daher nicht zu hohe Ansprüche stellen! Es war ein Lehrspielzeug....

Andererseits gab es auch den großen Baukasten RADIO-TECHNIK, wohl gedacht als Lehrmittel an weiterführenden Schulen. War nicht billig, damals.
Hierin wird die Radiotechnik viel tiefergehend behandelt.

Nun konnte ich diesen Baukasten vor ein paar Jahren beinahe komplett und mit der Anleitung(!) erwerben. Ich kann euch sagen:
Die Enttäuschung war riesengroß.
Ich erwartete einen fehlerlosen Kurzlehrgang mit den entsprechenden Versuchen. Leider ist die Anzahl der Ungereimtheiten übergroß, vor allem was die Beschreibung und Darstellung der Doppelgitterröhre (DM300N) betrifft. Mal so, mal so.....

Ich hatte mir die Mühe gemacht und das ganze Anleitungsheft durchgearbeitet. Alles was ich finden konnte wurde notiert um dann (mit Belegen) im RM.org zu veröffentlichen. Dann aber kam ich zur Besinnung:
Ich fragte mich, zerstöre ich damit nicht meine eigenen (und von anderen) guten Jugenderinnerungen? Wozu eigentlich? Nur um mich zu "profilieren?
Also, ich habe diese Sache in die "Tiefkühltruhe" gelegt.

Natürlich stellt sich die Frage nach den Schuldigen. Hier möchte ich den Autor, Wilhelm Fröhlich, in Schutz nehmen!
Warum? Er war ja kein ausgebildeter Radiotechniker. Ich lege die Schuld eindeutig bei der Verlagsleitung. Die hätte den Text korrekturlesen lassen müssen! Die hatten genug Fachleute auf dem Gebiet der Radiotechnik zur Hand.
Dass das nicht geschah wird wohl damit zusammenhängen, dass es eine langjährige, sehr gute Zusammenarbeit mit Wilhelm Fröhlich gab. Er hätte das sicherlich als einen "unfreundlichen Akt" wider ihn gesehen.

Gruß, WolfgangH
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Re: "Ganz Europa spricht zu uns..."

Ungelesener Beitragvon FrankR » 21. Okt 2012, 22:12

WolfgangH hat geschrieben:Ich hatte mir die Mühe gemacht und das ganze Anleitungsheft durchgearbeitet. Alles was ich finden konnte wurde notiert um dann (mit Belegen) im RM.org zu veröffentlichen. Dann aber kam ich zur Besinnung:
Ich fragte mich, zerstöre ich damit nicht meine eigenen (und von anderen) guten Jugenderinnerungen? Wozu eigentlich? Nur um mich zu "profilieren?
Also, ich habe diese Sache in die "Tiefkühltruhe" gelegt.

Natürlich stellt sich die Frage nach den Schuldigen. Hier möchte ich den Autor, Wilhelm Fröhlich, in Schutz nehmen!


Lieber Wolfgang!

Manchmal ist es ganz gut, wenn man sich mit Kritik einfach etwas zurückhält, einen "Verriss", den man im ersten Ärger geschrieben hat, erstmal wieder zur Seite legt und ein paar Nächte darüber verstreichen läßt. So hast Du Dich dem Autor Wilhelm Fröhlich bestimmt gegenüber korrekt verhalten. Und Du hast Recht, er war kein ausgebildeter Radiotechniker sondern zunächst Volksschullehrer, später aber auch Sekundarschullehrer. In der Kurzbiographie über Wilhelm Fröhlich auf sarganserland-walensee.ch - Radiomann wird dies deutlich und anschaulich ausgedrückt durch die Begriff "Arbeitsschule" und den Hinweis auf "Landschulen in einfachsten Verhältnissen":

Wilhelm Fröhlich wollte abstrakten Stoff durch eigene Experimente erfahrbar machen (Arbeitsschule). Dies erreichte er u. a. durch Entwicklung einfacher und vielfältig verwendbarer naturwissenschaftlicher Gerätschaften [KOSMOS-Baukästen] zu einem auch für "Landschulen in einfachsten Verhältnissen" bezahlbaren Preis.


Da er ja auch die anderen KOSMOS Experimentierkästen zur Optik, Mikroskopie etc. konzipiert hat, ist ihm wohl aus pädagogischer Sicht höchstes Lob auszusprechen.

Aber bei aller Bewunderung: Am didaktischen Konzept und an der inhaltlichen Korrektheit der von KOSMOS vermarkteten Experimentierkästen, besonders der aufwendigeren, wie der von Dir erwähnte "Baukasten Radiotechnik", mu eine sorgfältige und sachliche Kritik erlaubt sein! So etwas sollte in dieser Form möglich sein, ohne einem sonst verehrten Wilhelm Fröhlich auf die Füße zu treten (schließlich gab es ja noch eine verantwortliche Firma, die bestimmt nicht schlecht daran verdient hat).

Ich fände es also sehr schade, wenn Du die bereits geleistete Analyse dieses Experimentierkastens und der Anleitung nicht veröffentlichen würdest. Sicherlich würdest Du vielen Interessierten Interessierten wertvolles Material liefern. Sollte Dir seinerzeit vor Enttäuschung gelegentlich die Feder ausgerutschtscht sein und Dich vielleicht im Ton vergriffen haben, so kannst Du solche Stellen ja immer noch abändern.

Vielleicht überdenkst Du das nochmals und öffnest gelegentlich doch wieder Deine "Tiefkühltruhe". Schließlich sollte dieses Board nicht nur zur Verherrlichung von KOSMOS und Wilhelm Fröhlich dienen, sondern Informationen und Fakten liefern.

Gruß von Frank :thumb:
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Re: "Ganz Europa spricht zu uns!"

Ungelesener Beitragvon WolfgangH » 23. Okt 2012, 18:11

Lieber Frank

Ich verstehe Deine Ansichten zu den von mir angeführten Schwachstellen im KOSMOS Radio-Technik, letzte Ausgabe 1951.

Scheinbar ist dieser Kasten nicht sehr verbreitet (gewesen), weil bisher noch an keiner Stelle Kritik geäußert wurde.
Sollten jedoch bei einem Besitzer bestimmte Zweifel aufkommen, will ich gerne mehr detailliert antworten.

Bitte um Verständnis für meine Zurückhaltung....

Gruß, WolfgangH
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