[Kosmos Baukasten Radio/Radiomann] [Ersatz Kopfhörer]

Ideen und Vorschläge zur Beschaffung, zum Nachbau, zum Ersatz oder zur Wiederaufbereitung alter Kästen oder Bauteile

[Kosmos Baukasten Radio/Radiomann] [Ersatz Kopfhörer]

Ungelesener Beitragvon ThomasK » 3. Jan 2012, 15:15

Ab und an browse ich mal bei Ebay nach alten Kopfhörern für eine Detektorexperimente. So sind die alten 2000 Ohm Kopfhörer doch wesentlich besser als die kleinen Kristallschmalzbohrer. Dabei bin ich nun auf den folgenden Fund gestoßen:
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Diese Kopfhörer werden für 5,-€ das Stück verkauft. Ich hatte probehalber zunächst zwei Stück gekauft.
http://www.ebay.de/itm/330658870261

Bei meinem Baukasten Radio der zweiten Generation fehlte der Kopfhörer. Wenn ich mir die Bilder der alten Kästen ansehe, bin ich der Meinung, dass die Kopfhörer damals wohl schwarz waren, das Stoffkabel ebenfalls. Somit eignet sich der oben gezeigte Kopfhörer doch recht gut als Ersatz. Ich habe ihn mal mit einem Exemplar meines 1957er Radiomanns verglichen (der einzige, den ich habe).
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edit 21.02.2014: Auf Bildern scheint der Hörer zumindest ab der 2. Auflage des Baukastens Radio braun zu sein, wie in späteren Kästen Radiomann auch. Für den Baukasten Radio der 1. Auflage liegen auch keine gesicherten Hinweise auf schwarze Hörer vor.

Was ist nun anders bzw. zu tun?
Die Kapseln des angebotenen Kopfhörers haben für den Bügel zwei Löcher. Entweder man schließt sie mit schwarzem Material oder lässt sie wie ich einfach Löcher sein.
Die Kopfhörer haben einen Widerstandswert von 5 Ohm. Ich konnte tatsächlich meinen starken Ortssender im Detektor damit hören, taugt aber sonst natürlich nichts. Also müssen die Spulen in der Hörerkapsel neu gewickelt werden. Ich habe das mit 0,05mm CuL-Draht gemacht und bin auf ca. 1100 Ohm pro Spule, also insgesamt ca. 2200 Ohm, gekommen. Er ist im Endeffekt von der Lautstärke nicht ganz so laut wie das Vergleichsmodell aber vollkommen ausreichend.

Worauf ist zu achten?
Wickeln
Das Wickeln mit so dünnen CuL-Draht ist natürlich nicht so ganz ohne, der Draht reißt schnell. Ich habe das mit einer Proxxon-Bohrmaschine gemacht, die ganz schön gemeckert hat, da ich sie ständig mit dem Daumen gebremst habe. Vielleicht fällt Euch da etwas besseres ein.
Nachdem die Spule mehr als 3/4 voll war, habe ich den Widerstand gemessen, der zu hoch war. Also wieder ein paar Meter abwickeln und nochmal messen. Das verschwendet zwar den dünnen CuL-Draht, umgekehrt funktioniert es aber leider nicht. An die Enden wurde dann ein etwas dickerer Draht für die Verbindung der Spulen untereinander und mit dem Anschlusskabel gelötet.
Die Spulkörper sind mit einem fiesen Kleber auf den Magneten geklebt. Dieser Kleber ließ sich von mir nur mit Nitro-Verdünnung anlösen, was auch widerum die Spulkörper leicht anlöst (wie auch der ursprünglich verwendete Kleber, wie man später feststellen kann). Ihr solltet damit also vorsichtig sein. Alternativ kann man natürlich auch die Spulkörper zerstören und neue anfertigen.
Insgesamt sollte man sich beim Abspulen der Spulkörper merken, wie die original gewickelt, gelötet und befestigt waren, das wird helfen. Auch die Wickelrichtung der beiden montierten Spulen zueinander ist aufgrund der Pole des Magnets wichtig.

Anschlussschnur
Hierbei handelt es sich um fadenumwickelte/umwebte Litze, die sich schlecht löten lässt. Irgendwie bekommt man es aber dann doch hin. Beim Kürzen und teilen der Adern muss man die Stellen dann mit Faden umwickeln, wie es früher auch üblich war.
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Kopfband
Ich hatte noch das abgebildete Gummi aus der Kurzwaren-Abteilung, welches in regelmäigen Abständen eingeschnitten und mit dem Feuerzeug versiegelt wurde. Das sollte es erstmal tun. (Das Original aus meinem Baukasten Radio ist darunter zu sehen und nur etwas breiter).
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Was noch fehlt
Derzeit fehlt mir noch die Messingknopfschraube, die ich auf meiner größeren Bohrmaschine mit einer Feile/einem Sägeblatt drehen wollte. Richtig: Ich habe keine Drehbank, konnte mir bei kleineren Dinge bislang so aber immer helfen. Da mir aber noch ein kleines Stück Material dieser Größenordnung fehlt, wollte ich diese Anleitung schon mal hier einstellen.

So, das war es fürs Erste. Bei Bedarf kann ich auch einen bebilderte Schritt-für-Schritt-Anleitung einstellen. Anregungen nehme ich auch gern auf. Viel Spaß beim Nachfertigen des Kopfhörers!

Gruß,
Thomas
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Re: [Kosmos Baukasten Radio/Radiomann] [Ersatz Kopfhörer]

Ungelesener Beitragvon JuergenK » 3. Jan 2012, 16:38

Hallo Thomas,

solche alten Doppelkopfhörer habe ich auch schon für die Komplettierung von Radiomännern ersteigert (mit mehr oder weniger Erfolg: 2000 Ohm = alles klar, 5 Ohm = Fehlkauf...). Der Tipp mit dem offenbar noch handelsüblichen schwarzen Flachgummi ist auch sehr gut.

So nebenbei erwähnst du die Umwicklung der Drahtenden "wie es früher auch üblich war". Wer kennt das noch? Hier mal ein entsprechendes Bild aus einem Fachbuch der 20er Jahre:

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Re: [Kosmos Baukasten Radio/Radiomann] [Ersatz Kopfhörer]

Ungelesener Beitragvon ThomasK » 3. Jan 2012, 17:16

Hallo Jüren,

wenn man mal einen alten Omega-Kopfhörer mit 2000 Ohm bei Ebay entdeckt, dann ist man ganz sicher nicht der einzige Bieter. Darüber hinaus tut es mir persönlich immer in der Seele weh, ein echt altes Stück für etwas anderes zu zerlegen. Ich bin halt zu weich für dieses Hobby... :lol: So gesehen finde ich die 5 Ohm Hörer eine gute Selbstbau-Alternative. Steht natürlich auch weiterhin 5 Ohm drauf...
Danke auch für die Anleitung zum Umwickeln! Jetzt kann ich das nicht nur funktional sondern auch original machen. ;-)

Gruß,
Thomas
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Re: [Kosmos Baukasten Radio/Radiomann] [Ersatz Kopfhörer]

Ungelesener Beitragvon JuergenK » 4. Jan 2012, 19:25

Der einzeln verwendete Doppelkopfhörer von Omega ist, wie ja auch ThomasK schreibt, eigentlich sehr gut als Ersatz für verlorengegangene KOSMOS-Kopfhörer geeignet.

Bild

Allerdings muss man nicht nur auf die bei ibay nicht immer angegebene Impedanz von 2000 (bzw. 4000) Ohm achten - es sei denn, man ist wie ThomasK in der Lage, die Spulen umzuwickeln. Die Ernüchterung kann auch kommen, wenn man sein Omega-Schnäppchen nicht nur von der Hörmuschelseite sondern auch von hinten betrachtet:

Bild

Da findet man dann statt des runden zuweilen auch ein achteckiges Gehäuse, welches ganz anders als beim KOSMOS-Kopfhörer aussieht. Und dazu noch 2x 2,5 Ohm... :-|

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Re: [Kosmos Baukasten Radio/Radiomann] [Ersatz Kopfhörer]

Ungelesener Beitragvon Georg » 8. Mär 2014, 13:36

Hallo Jürgen,
schon seltsam, diese niederohmigen Omegas. Der Verwendungszweck
ist mir nicht recht klar.
Als Kopfhörer zu meinem Inkavi (H&B) wird so was empfohlen,
aber dafür wurden die nicht eigens angefertigt. Es muß noch
eine Verwendung gegeben haben, bei der lohnende Stückzahlen
zusammen kamen.
Wie sehen diese 8-eckigen Omegas von innen aus? Ich hab hier
einen einzelnen (ohne Bügel) mit 2000 Ohm, der hat (noch?)
Stahlmagnete. Diese Art hat aber auch die Post in den Handapparaten
bis in die 60er eingesetzt. Man kann also daraus nicht die
Fertigungszeit ableiten.
Gruß
Georg
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Re: [Kosmos Baukasten Radio/Radiomann] [Ersatz Kopfhörer]

Ungelesener Beitragvon JuergenK » 9. Mär 2014, 12:23

Hallo Georg,

hier ein Bild der beiden Versionen. Die achteckige Version hat einen kleinen Träger für die Anschlüsse. Die Ohrmuscheln beider Hörer sind untereinander austauschbar.

Bild

Die Spulen der 2,5-Ohm-Systeme sind hintereinander geschaltet, so dass sich die üblichen 5 Ohm z.B. für den Lautsprecherausgang von Mono-Radios ergeben.

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Re: [Kosmos Baukasten Radio/Radiomann] [Ersatz Kopfhörer]

Ungelesener Beitragvon Georg » 9. Mär 2014, 13:39

Hallo Jürgen,
vielen Dank für die Antwort und die Bilder!
Unten Bilder eines Post-Hörers und meines Omega, der in einem Siemens.Rdfk-Baukasten lag.
(Hatte ich bereits vergessen, u. A. weil ich ihn durch einen zwar unbrauchbaren,
aber äußerlich besser "passenden" ersetzt habe :=)

Bild
links eine Post-Hörkapsel, rechts der Omega 2000 Ohm.
Zum Vergrößern auf den Thumbnail klicken

In der Post-Kapsel sieht man zwei bogenförmige Stahlmagnete, die vier Schräubchen
halten die und die Polschuhe mit den Spulen zusammen. Den Stahlmagnet im Omega
sieht man hier besser:

Bild
Omega Magnetsystem
Zum Vergrößern auf den Thumbnail klicken

Der Magnet ist der rechteckige Stahlstreifen ganz am Boden des Gehäuses.
Die beiden Schrauben, die das System zusammenhalten, sind auch auf der
Rückseite der Hörer zu sehen.
Was man erkennen kann: das alte System brauchte mehr Platz, dafür war
das 8-eckige Gehäuse gedacht. Die neueren Systeme mit AlNiCo-Hufeisenmagnet
brauchten weniger Platz und nur eine mittige Schraube.
Diese Einzelschraube und das 8-eckige Gehäuse hatte mich irritiert.
Ich ziehe den Schluß, daß man Vorräte an 8-eckigen Gehäusen aufgebraucht hat.

so dass sich die üblichen 5 Ohm z.B. für den Lautsprecherausgang von Mono-Radios ergeben.

Ja, dafür spricht auch der dreipolige Stecker dieses Omegas, das war der
Zweitlautsprecherstecker bis ca. 1960. (Der mittlere Stift ist nicht angeschlossen,
er sorgte nur dafür, daß man den Stecker nicht in Netzsteckdosen stöpseln konnte)
Trotzdem ist das etwas ungereimt, denn selbst an einer bescheidenen
5 Watt-Endstufe durfte man die Lautstärke nur ganz vorsichtig aufdrehen,
wollte man den Kopfhörer nicht schmoren. Na ja, meistens hatte man gehörrichtige
Lautstärke"regelung" mit logarithmischen Potis damals, das erleichterte die Sache etwas.
Nochmal Dank für deine Mühe,
Gruß
Georg
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