Liebe Forumsmitglieder,
in verschiedenen Forumsbeiträgen wurde ja schon öfter vermutet, dass die große Zeit der Experimentierkästen wohl vorbei sein dürfte. Das kann man meiner Meinung nach ja auch daran erkennen, dass außer Kosmos kaum ein anderer Anbieter mehr existiert. Und wenn man sich das aktuelle Programm ansieht, scheint der Schwerpunkt auf kleine, (billige?) "Mini-Mitbring-Sonstwas-Experimente" zu liegen. Oft fällt auch der altbekannte Ausdruck "Unterschichtenfernsehen", der die Jugend verblödet.
Das war für mich der Anlass mal über meinen eigenen Werdegang nachzudenken. Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, da gab es zwar schon drei Fernsehprogamme, aber tagsüber war dort nur ein Testbild zu sehen. Um 17:00 Uhr gab es dann die "Kinderstunde" (was für ein Drama, als ich "Lassie" nur hören konnte, weil die Bildröhre defekt war...).
Etwas nach Mitte der 1970er Jahre wurde so etwas wie ein Nachmittagsprogramm eingeführt und das ZDF brachte dort eine Serie "Einführung in die Chemie". Nun war ich schon von immer an Naturwissenschaften und Technik interessiert, deshalb sah ich diese Serie mit Begeisterung. Genau genommen wurde dadurch, Jahre bevor Chemie in der Schule unterrichtet wurde, meine Neugier auf dieses Fach erst geweckt.
Es folgten weitere Serien "Einführung in die Physik" und "Einführung in die Biotechnologie". Alle diese Serien brachten die Themen in einem Umfang, den man wohl so ähnlich auch nach einer soliden Schulausbildung haben sollte, in einer fesselnden und unterhaltsamen Form.
Im dritten Programm lief die Sendung "Einführung in die Digitaltechnik" mit Jean Pütz. Die Vorgängersierie "Einführung in die Elektonik" lief damals im Bereich des Bayerischen Fernsehens wohl nicht, ich hatte mir aber damals das gleichnamige Begleitbuch gekauft, das wohl sogar heute noch zu den besten Werken in dieser Richtung gilt.
Im Abendprogramm schließlich gab es im ZDF um 19:30 (das muss man sich heute mal vorsetellen!) die "Querschnitte" mit Hoimar von Ditfurth. Dort konnte man schon Ende der 1970er Jahre über die Probleme mit FCKW für die Ozonschicht sowie die Gefahren der Klimaerwärmung durch CO2 erfahren, Jahre bevor diese Themen in den Blickpunkt der breiten Masse gelangten!
Und wie sieht es heute aus, vor allem mit dem Bildungsauftrag der öffentlich-rechtlichen Sender?
Da gibt es vor allem Naturdokumentation mit schönen Bildern von Landschaften/Meeren/niedlichen Tierchen, das zieht immer. Nun ja, Biologie ist jetzt nicht mein Interessenschwerpunkt und schöne Landschaften könnte ich in irgendwelchen "Heimatschmonzetten" auch sehen, aber das kann man ja mit Wohlwollen alles noch unter "Bildungsauftrag" verbuchen.
Dann gibt es Magazinsendungen in den diversen dritten Programmen und 3Sat. Schön, da werden in 5-Minuten-Beiträgen aktuelle Themen mehr oder weniger oberflächlich abgehandelt. Ansonsten fällt mir als einziger Lichtblick "Quarks & Co," ein.
Bei den Privaten gibt es oberflächliche, auf Effekthascherei ausgerichtete und wenig fundierte "Wissenschaftsmagazine". Ich kann mich an einen Beitrag erinnern, da wurde über ein U-Boot aus deutscher Entwicklung berichtet und ausgiebig der innovative "Hybrid-Wasserstoffspeicher" (statt Hydrid-Wasserstoffspeicher) gelobt. Und die Beschreibung eines Geldautomaten war in der "Sendung mit der Maus" erheblich genauer und Detailreicher. Da wurde sogar erklärt, Wie festgestellt wird, wenn mehrere Scheine aneinander kleben.
Daneben gibt es diese unsäglichen "Dokumentationen" aus dem angelsächsischen Raum, natürlich mit vielen Effekten und einer unendlichen Wiederholung der immer gleichen Aussagen samt zugehöriger Computeranimation. Ich vermute diese Wiederholungen sind den häufigen Werbepausen in USA oder der mangelnden Aufnahmefähigkeit des Publikums geschuldet.
Oder
es
muss
einfach
nur
die
Sendezeit
gestreckt
werden.
Nun lebt die Jugend von heute natürlich in einer ganz anderen Zeit. Da ist natürlich der Computer, der viel Zeit bindet und unser aller Leben gravierend Verändert hat. Auf allen Kanälen brechen die Reize über einen herein - und es wird auch viel Trash ins Haus geliefert.
Ich möchte aber dem allgemeinen Lamento über die "Jugend von heute" entschieden widersprechen, das musste ich mir auch schon selbst als Jugendlicher anhören. Auch an der Uni wurde damals die mangelnde Studierfähigkeit der "heutigen" Studenten beklagt, heute muss ich darüber lachen, wenn ich im z.B. im "Spiegel" die selben Äusserungen von Leuten lese, die zur gleichen Zeit wie ich Studenten waren.
So, mein Beitrag ist ein bisschen länger geworden, als ich eigentlich gedacht hatte. Ich hoffe, ich habe euch nicht gelangweit.
Was ist eure Meinung? Warum gibt es im Ferhsehen so wenig gute Sendungen zu technischen und naturwissenschaftlichen Themen? Was habt ihr für Erfahrungen?
Viele Grüße
Toni